«Ablauf lässt auf ein grosses Netzwerk schliessen»
ZÜRICH. Eine radikalislamistische Gruppierung
soll hinter dem Terror in
Sri Lanka stecken. Haben
die Behörden die Gefahr
unterschätzt?
Wer steckt hinter dem Terror?
Die lokale radikal-islamistische Gruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ) soll die Anschläge verübt haben. Sie soll sich vor rund fünf Jahren geformt haben. Mehr ist über die NTJ kaum bekannt. Laut dem Terrorismusexperten Lorenzo Vidino haben ihre Mitglieder den Islamischen Staat (IS) online glorifiziert.
Was wussten die Behörden?
«Sie hatten sicherlich Kenntnis von der radikalen Gruppe. Doch radikal ist nicht terroristisch», sagt Vidino. So seien bis Sonntag keine Anschläge auf die NTJ zurückzuführen gewesen. Am 11. April hatte der stellvertretende Polizeichef per Schreiben vor Anschlagsplänen auf Kirchen gewarnt.
Warum konnte der Terror nicht verhindert werden?
Das ist laut Vidino unklar: «Vielleicht reichten die vorhandenen Informationen nicht aus. Oder die Behörden haben die NTJ unterschätzt.» So habe Sri Lanka bis anhin weder islamistische Terrorangriffe erfahren noch als priorisiertes Anschlagsziel gegolten, doch: «Islamistischer Terror kann jedes Land treffen.»
Besteht eine Verbindung zum IS?
Das sei nicht auszuschliessen. «Es überrascht mich etwas, dass der IS bisher schwieg, denn normalerweise bekennt er sich schnell zu Attentaten. Der Ablauf des Terrors lässt aber auf ein grosses Netzwerk und eine lange Planung schliessen.» Es ist laut Vidino wahrscheinlich, dass die NTJ mit einer grösseren Organisation in Verbindung steht.