20 Minuten - Zurich

Dida ist einer der letzten zehn

MOMBASA. Elefanten mit Stosszähne­n sind in Kenia durch die Wilderei stark gefährdet – vor allem Big Tusker. 20 Minuten war mit Rangern unterwegs.

- NADINE WOZNY

Die Stosszähne reichen bis zum Boden: Elefanten mit den besonders langen Stosszähne­n werden Big Tusker genannt und stehen kurz vor dem Aussterben. Die rund 50-jährige Elefantenk­uh Dida ist einer der letzten, die noch leben.

Die Big Tusker stehen im Tsavo-Nationalpa­rk in Kenia unter besonderer Beobachtun­g. Mit Rangern gehen wir in Tsavo-Ost auf Patrouille. In dieser Gegend wurde auch Dida gesichtet. Anders als bei einer normalen Safari verlässt der Fahrer die staubige Strasse und fährt quer durch den Busch. Es ist Mittag, die Sonne brennt, es ist gefühlte 40 Grad heiss. Die Elefanten suchen Schutz unter Bäumen. Ein Elefantenb­ulle trotzt der Hitze, er steht abseits in der prallen Sonne. Der Ranger weiss, wie nahe er an ihn herandarf, ohne dass es gefährlich wird. Die Stosszähne des Bullen sind imposant, ein Big Tusker ist er aber nicht. Auch sonst bekommen wir keinen zu Gesicht. Kein Wunder, denn in ganz Kenia leben nur noch zehn bestätigte Big Tusker. Ausserhalb des Landes wurden keine mehr gesichtet.

Die Big Tusker sind durch die Wilderei besonders bedroht. Einerseits töten Kriminelle wegen des wertvollen Elfenbeins die Elefanten, anderersei­ts werden immer weniger Elefanten mit Stosszähne­n geboren. So hat auch Dida ein weibliches Kalb ohne Stosszähne zur Welt gebracht. Wie es beim Internatio­nal Fund for Animal Welfare (IFAW) heisst, glauben Forscher, dass die DNA der Elefanten mutiert. Elefanten ohne Stosszähne hätten in Regionen, in denen über viele Jahre gewildert wurde, die besseren Überlebens­chancen.

In den meisten Fällen werden die Elefanten mit Giftpfeile­n getötet. So traf es 2017 auch den Big Tusker Satao II. «Es macht mich jedes Mal traurig, wenn ich einen getöteten Elefanten sehe», sagt Ranger Wycliff Milimu vom Kenia Wildlife Service. An jedem Arbeitstag patrouilli­ert er in seinem Jeep und steht mit der Bevölkerun­g ausserhalb des Nationalpa­rks in Kontakt.

Dida und andere sollen nicht das gleiche Schicksal erleiden wie Satao II. Darum hat der IFAW das Projekt TenBoma, das von Tui Care Foundation unterstütz­t wird, ins Leben gerufen. Das Ziel: die Wilderer fassen, noch bevor sie zuschlagen. 130 Wildhüter werden speziell geschult und erhalten die nötige Ausrüstung. So werden die Ranger beispielsw­eise mit GPS-Geräten, Smartphone­s, Stiefeln oder Kameras ausgestatt­et, wie Faye Cuevas von IFAW ausführt. Beweise am Ort eines Angriffs könnten dadurch besser dokumentie­rt werden. Alle Informatio­nen werden dann in einer Datenbank gesammelt und analysiert. Auch Beobachtun­gen der Bevölkerun­g fliessen mit ein. Das alles soll helfen, einen bevorstehe­nden Angriff auf ein Tier frühzeitig zu erkennen.

Doch können all diese Massnahmen die Big Tusker überhaupt retten? Gemäss den Zahlen von TenBoma ist die gesamte Wilderei im TsavoSchut­zgebiet seit dem Projektsta­rt 2014 um 83 Prozent zurückgega­ngen. Und bei den Elefanten gibt es einen weiteren Hoffnungss­chimmer: Dida ist nun Grosi, vielleicht wird ihre Enkelin ein Big Tusker in Tsavo.

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F. CUEVAS/IFAW Die Elefantenk­uh Dida ist ein so genannter Big Tusker. Deren Stosszähne reichen bis zum Boden. In Kenia leben nur noch zehn von ihnen.
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WOZ Wilderer fassen, bevor sie zuschlagen: Ranger Wycliff Milimu bespricht mit seinem Team den Einsatz.

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