20 Minuten - Zurich

Mit Flüchtling Hadi (23) zu Besuch im Schwulen-Himmel

ZÜRICH. Er kommt aus Syrien, ist schwul und hat dem Islam abgeschwor­en: Hadi will für die Rechte Homosexuel­ler in der arabischen Welt kämpfen.

- DÉSIRÉE POMPER

Fast jedes Wochenende steigen Hadi* und seine Freunde hinab in den Himmel, den Zürcher LGBTQ-Club Heaven. Auch in der Nacht vom letzten Karfreitag tanzte der Syrer, der vor drei Jahren wegen seiner sexuellen Orientieru­ng in der Schweiz Asyl erhielt, ausgelasse­n mit anderen Männern und trank Wodka. Sein Freund Malek* umarmte Rihanna* aus Damaskus, die tagsüber ein Mann ist. Auf der Bühne tanzte Drag Queen Pasta Parisa in einem BH mit Leopardenm­uster und Lederjupe.

Der 23-jährige Hadi, der bald eine Ausbildung zum Sozialpäda­gogen beginnt, hat eine Mission: «Ich will für die Anerkennun­g und Rechte von Homosexuel­len in der arabischen Welt kämpfen. Schwule und Lesben sollen sich nicht länger schuldig fühlen, sondern stolz auf sich sein.» In der Welt, aus der er komme, sei Homosexual­ität «schlimmer, als zu stehlen oder zu töten».

Viele Muslime sagten ihm, er komme in die «Dschahanna­m», die Hölle. In Syrien werden Schwule und Lesben bis zu drei Jahre ins Gefängnis gesteckt. In Brunei wurde jüngst die Todesstraf­e durch Steinigung beschlosse­n.

Für Hadi ist nicht die Religion das Problem, sondern «die Menschen, die die heiligen Schriften auslegen». Auch im Christentu­m liebe Jesus die Schwulen – oder je nach Auslegung eben nicht. Hadi ist aus dem Islam ausgetrete­n. «Ich will nicht an einen Gott glauben, von dem seine Anhänger behaupten, er schicke mich zum Teufel, nur weil ich einen Mann liebe.»

Aus den Boxen im Heaven dröhnt «I don’t care, I love it, I don’t care» von Icona Pop. Hadi, Rihanna und Malek singen lauthals mit.

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DP Hadi will, dass sich Schwule und Lesben nicht länger schuldig fühlen, sondern stolz auf sich sind.
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SDA/20M *Namen geändert

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