Rüebli über 24 Zentimetern landen im Abfall
Form und Grösse von Gemüse und Früchten sind in der Schweiz standardisiert: Laut dem Bund ist das ein Hauptgrund für Food-Waste.
Der Stiel von Auberginen darf nicht länger als 3 Zentimeter lang sein, Erdbeeren nicht länger als 2,5 Zentimeter. Grösse, Form, Geruch und Farbe sindbei Schweizer Gemüse und Früchten durch Branchennormen klar vorgegeben. Ist die Kartoffel also entweder zu gross, zu klein oder zu wenig schön, wird sie entweder als Dünger be nutzt oder zu Tierfutter oder Biogas verarbeitet. In der Schweizer Land wirtschaft enden darum jedes Jahr 224 000 Tonnen der für die Menschen produzierten Nahrungsmittel als Lebensmittelverluste – auch aufgrund der geltenden Industrienormen, wie das Bundesamt für Umwelt
(Bafu) in einer gestern publizierten Studie schreibt.
90 Prozent des Food-Waste in der Landwirtschaft könnte aber eigentlich vermieden werden. Für Dominik Waser, der sich beim Verein Grassrooted gegen die Verschwendung von Lebensmitteln engagiert, ist die Studie wegweisend. Dass ein krummes Rüebli weggeworfen werde, sei idiotisch. Die Verantwortung dafür sieht er jedoch auch beim Konsumenten. «Die Leute haben sich an die makellosen Lebensmittel gewöhnt. Alles andere wird nicht
kauft oder gegessen.» Was es brauche, sei eine erneute Wertschätzung gegenüber dem Produkt und gegenüber dem Bauern.
Dass Schweizer Kunden bei gleichen Kosten zum schöneren Produkt greifen, bestätigt auch Markus Waber vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP). Von den Branchenstandards abrücken will er nicht, da sich diese bewährt hätten. «Die Landwirtschaft hat aber die Pflicht, sich in einen Kreislauf einzubringen, der sowohl ökonomisch als auch ökologisch aufgeht.»
«Die Leute haben sich an die makellosen Lebensmittel gewöhnt. Alles andere wird nicht gekauft oder gegessen»
Dominik Waser, Grassrooted