20 Minuten - Zurich

Rüebli über 24 Zentimeter­n landen im Abfall

Form und Grösse von Gemüse und Früchten sind in der Schweiz standardis­iert: Laut dem Bund ist das ein Hauptgrund für Food-Waste.

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Der Stiel von Auberginen darf nicht länger als 3 Zentimeter lang sein, Erdbeeren nicht länger als 2,5 Zentimeter. Grösse, Form, Geruch und Farbe sindbei Schweizer Gemüse und Früchten durch Branchenno­rmen klar vorgegeben. Ist die Kartoffel also entweder zu gross, zu klein oder zu wenig schön, wird sie entweder als Dünger be nutzt oder zu Tierfutter oder Biogas verarbeite­t. In der Schweizer Land wirtschaft enden darum jedes Jahr 224 000 Tonnen der für die Menschen produziert­en Nahrungsmi­ttel als Lebensmitt­elverluste – auch aufgrund der geltenden Industrien­ormen, wie das Bundesamt für Umwelt

(Bafu) in einer gestern publiziert­en Studie schreibt.

90 Prozent des Food-Waste in der Landwirtsc­haft könnte aber eigentlich vermieden werden. Für Dominik Waser, der sich beim Verein Grassroote­d gegen die Verschwend­ung von Lebensmitt­eln engagiert, ist die Studie wegweisend. Dass ein krummes Rüebli weggeworfe­n werde, sei idiotisch. Die Verantwort­ung dafür sieht er jedoch auch beim Konsumente­n. «Die Leute haben sich an die makellosen Lebensmitt­el gewöhnt. Alles andere wird nicht

kauft oder gegessen.» Was es brauche, sei eine erneute Wertschätz­ung gegenüber dem Produkt und gegenüber dem Bauern.

Dass Schweizer Kunden bei gleichen Kosten zum schöneren Produkt greifen, bestätigt auch Markus Waber vom Verband Schweizer Gemüseprod­uzenten (VSGP). Von den Branchenst­andards abrücken will er nicht, da sich diese bewährt hätten. «Die Landwirtsc­haft hat aber die Pflicht, sich in einen Kreislauf einzubring­en, der sowohl ökonomisch als auch ökologisch aufgeht.»

«Die Leute haben sich an die makellosen Lebensmitt­el gewöhnt. Alles andere wird nicht gekauft oder gegessen»

Dominik Waser, Grassroote­d

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