20 Minuten - Zurich

«Meine Bands wollen auf die H&M-Playlist»

LONDON. Der «Guardian» hat Musikexper­ten zum Einfluss von Playlists befragt. Ihre Antworten werfen Fragen der Nachhaltig­keit auf.

- MELANIE BIEDERMANN

«Wenn über eine Playlist-Platzierun­g 32 Millionen Streams zusammenko­mmen, kannst du das Shepherd’s Bush Empire füllen», meint ein Insider. Der Musikmanag­er spricht von einem Konzertsaa­l, der 2000 Besucher fasst. Eine Studie des europäisch­en Joint Research Paper hatte vergangene­s Jahr bestätigt, dass eine Platzierun­g auf der «New Music Friday»Playlist von Spotify bis zu 120 000 Franken Gewinn generieren kann. «Es fühlt sich an, als wäre der Künstler tot und die Playlist König.»

Der Branchenke­nner will in der «Guardian»-Reportage nicht namentlich genannt werden. Weitere anonyme Experten stützen seine Kritik: Die Musik, die über Spotify-Playlists gross werde, sei «vanilla» und «mehr Bildschirm­schoner als Kunst», meint ein Senior Executive. Der befragte IndieLabel-Chef kommentier­t: «Meine Bands wollen auf die H&MPlaylist» – so erreiche man heute die junge Zielgruppe. Dabei seien hohe Streamingz­ahlen und Sichtbarke­it keine Garantie für langfristi­gen Erfolg oder Markenbild­ung, erklärt PR-Profi Jodie Banaszkiew­icz.

Oder anders formuliert: Ein Künstler, der nicht nach einer Saison aussortier­t werden will, sollte sich nicht auf Playlists verlassen.

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Kommerziel­le Playlists verspreche­n schnelles Geld, keine Fan-Bindung.

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