«Meine Bands wollen auf die H&M-Playlist»
LONDON. Der «Guardian» hat Musikexperten zum Einfluss von Playlists befragt. Ihre Antworten werfen Fragen der Nachhaltigkeit auf.
«Wenn über eine Playlist-Platzierung 32 Millionen Streams zusammenkommen, kannst du das Shepherd’s Bush Empire füllen», meint ein Insider. Der Musikmanager spricht von einem Konzertsaal, der 2000 Besucher fasst. Eine Studie des europäischen Joint Research Paper hatte vergangenes Jahr bestätigt, dass eine Platzierung auf der «New Music Friday»Playlist von Spotify bis zu 120 000 Franken Gewinn generieren kann. «Es fühlt sich an, als wäre der Künstler tot und die Playlist König.»
Der Branchenkenner will in der «Guardian»-Reportage nicht namentlich genannt werden. Weitere anonyme Experten stützen seine Kritik: Die Musik, die über Spotify-Playlists gross werde, sei «vanilla» und «mehr Bildschirmschoner als Kunst», meint ein Senior Executive. Der befragte IndieLabel-Chef kommentiert: «Meine Bands wollen auf die H&MPlaylist» – so erreiche man heute die junge Zielgruppe. Dabei seien hohe Streamingzahlen und Sichtbarkeit keine Garantie für langfristigen Erfolg oder Markenbildung, erklärt PR-Profi Jodie Banaszkiewicz.
Oder anders formuliert: Ein Künstler, der nicht nach einer Saison aussortiert werden will, sollte sich nicht auf Playlists verlassen.