Aeroflot-Drama: Wird Handgepäck blockiert?
MOSKAU. Passagiere nahmen ihr Handgepäck mit, obwohl die AeroflotMaschine brannte. Das soll nicht mehr passieren.
Beim Flugzeug-Inferno in Russland holten viele Passagiere zuerst ihr Handgepäck und retteten sich erst dann über die Notrutsche. Nun wird spekuliert, ob einige der 41 Opfer deswegen in den Flammen starben. Fachleute warnen schon seit Jahren vor Tragödien wegen Handgepäck-Egoisten. Sie fordern, dass Gepäckfächer bei Start und Landung automatisch schliessen.
41 Menschen kamen am Sonntag auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo ums Leben, als ein Suchoi Superjet 100 in Flammen aufging. Tragisch: Laut der Nachrichtenagentur Interfax sollen Passagiere im vorderen Teil des Flugzeugs darauf bestanden haben, ihr Handgepäck zu holen. Im hinteren Teil der Maschine erstickten oder verbrannten die Menschen.
Airlines haben bei Evakuierungen immer öfter mit solchen HandgepäckEgoisten zu kämpfen. Bekannt ist der Fall einer Notlandung einer EmiratesMaschine 2016: HandyAufnahmen zeigen, wie Fluggäste ihr Handgepäck aus der Gepäckablage reissen. Wenig später explodierte der Jet.
«Das Verhalten wäre bei uns nicht anders», sagt ein Schweizer Aviatikexperte zu 20 Minuten. Er verstehe nicht, wieso Menschen «so blöd» seien. Denny Manimanakis von der Gewerkschaft des Kabinenpersonals (Kapers) sagt:
«Offenbar ist es ein Reflex, das eigene Hab und Gut retten zu wollen.» Das sei aber extrem gefährlich, zumal aufgrund zu lascher Kontrollen zu schwere und grosse Handgepäcke an Bord gelangten: «Man kann Leute verletzen, Koffer können den Weg blockieren oder die Notrutsche beschädigen.»
Die Royal Aeronautical Society warnte schon 2018 vor brenzligen Situationen bei Evakuierungen. Die Experten fordern eine Zentralverriegelung der Gepäckablage während Starts und Landungen. Diese müsste dann durch das Kabinenpersonal freigeschaltet werden. Manimanakis würde das begrüssen: «Es spricht nichts dagegen.»
Selbst Bussen sind ein Thema. Diese würden dafür sorgen, dass Passagiere sich weniger um ihr Gucci-Gepäck kümmerten. Das sagte kürzlich Robert Sumwalt, Vorsitzender der US-Behörde für Transportsicherheit.