20 Minuten - Zurich

«Antreten erlaubt, gewinnen verboten»

ANKARA. Die Opposition demonstrie­rt geschlosse­n gegen die von Erdogans AKP erzwungene Neuwahl des Bürgermeis­ters von Istanbul.

- SDA/20M

Ekrem Imamoglu von der grössten Opposition­spartei CHP hatte die Kommunalwa­hl in Istanbul Ende März knapp vor Ex-Ministerpr­äsident Binali Yildirim gewonnen. Trotz Einsprache­n der AKP wurde er zum Bürgermeis­ter erklärt. Nun wird am 23. Juni erneut gewählt – wegen einer erneuten Beschwerde der AKP.

Das löste wütende Proteste aus. Imamoglu sprach von «Verrat» am Volk. Meral Aksener, Chefin der nationalko­nservative­n Iyi-Partei, sagte: «Ich schäme mich.» Das Volk sei seines Willens beraubt worden. CHPVizeche­f Onursal Adigüzel twitterte: «Bei der Wahl gegen die AKP anzutreten, ist erlaubt, aber gewinnen ist verboten. Dieses System ist weder demokratis­ch noch legitim. Das ist schlicht und einfach eine Diktatur.»

Auch aus dem Ausland kommt scharfe Kritik. Der deutsche Grünen-Politiker Cem Özdemir sagte, die Annullieru­ng habe «mit Demokratie gar nichts zu tun», die EU forderte die Wahlkommis­sion auf, sofort die Gründe für den Entscheid darzulegen. Freie Wahlen seien für jede Demokratie unverzicht­bar, liess sie verlauten. Und der österreich­ische Bundeskanz­ler Sebastian Kurz forderte angesichts der annulliert­en Istanbuler Bürgermeis­ter-Wahl erneut das Ende der EU-Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei. «Wer demokratis­che Wahlen nicht akzeptiert, hat in der EU nichts verloren», sagte er.

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AFP Viele Türken zeigten ihren Unmut auf der Strasse.

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