Hat die SBB ein Platzproblem?
ZÜRICH. Nachdem Passagiere in Olten einen überfüllten Zug verlassen mussten, wird Kritik laut. Hat die SBB ein Problem?
Für einige Pendler endete die Fahrt im Intercity von Zürich nach Biel gestern Morgen bereits in Olten. Der Zug war überfüllt: Mit einer Durchsage forderte das Zugpersonal Reisende ohne wichtige Termine auf, den Zug zu verlassen. «Als Pendler habe ich schon viel erlebt. Das heutige Erlebnis schiesst aber den Vogel ab», sagt ein Leser zu 20 Minuten.
Bereits am Tag zuvor waren Tausende Pendler gestrandet, weil es im Mittelland zu zwei Störungen gekommen war. «Ein solcher Worst Case mit gleichzeitig auftretenden Störungen hat massive Auswirkungen auf unsere Kunden», sagt SBB-Sprecher Raffael Hirt. Dass Passagiere gestern gebeten wurden, den Zug in Olten zu verlassen, habe damit zu tun: Es habe nicht genügend Rollmaterial nach Biel gebracht werden können. Fälle wie dieser kämen äusserst selten vor. Den Entscheid, ob die Fluchtwege für die Reisenden und das Personal trotz Überbelegung gewährleistet seien, fälle jeweils die Zugchefin oder der Zugchef. Hirt: «Die SBB bedauert die Häufung an Störungen und entschuldigt sich bei ihren Kunden.»
Der Eindruck vieler Passagiere, die SBB werde immer unpünktlicher, trügt aber: Im April erreichten 90,9 Prozent der Kunden das Ziel pünktlich. 2018 waren es noch 90,1 Prozent gewesen. Die Pünktlichkeit der Züge betrug im April 93,5 gegenüber 93,1 Prozent im Jahr 2018. Seit Jahren sinkt zudem die Zahl der für den Bahnbetrieb relevanten Störungen an der Infrastruktur. Im letzten Jahr wurden knapp 8000 registriert, zehn Jahre zuvor waren es noch 9000 gewesen. Die Zahl der Störungen pro gefahrenen Kilometer sank im vergangenen Jahr auf ein Rekordtief.