20 Minuten - Zurich

Schweizer werden ihre Schulden nicht mehr los

ZÜRICH. Jung und verschulde­t – viele junge Schweizer sehen darin kein grosses Problem. Diese gelassene Haltung rächt sich später.

- VALESKA BLANK

Mahnung vom Onlineshop, Zahlungsau­fforderung vom Telecom-Anbieter: Für viele junge Schweizer ist es normal, mal etwas nicht zahlen zu können. Das zeigt eine Studie der Inkasso-Firma Intrum. «Schulden sind mehrheitsf­ähig geworden», sagt Sprecherin Daniela Brunner. Die lockere Haltung spüre Intrum, wenn sie die Schuldner kontaktier­e. «Viele sehen es gelassen.» Es scheine, dass sich einige Betroffene daran gewöhnt hätten, schon in jungen Jahren Schulden zu haben.

Schuldenbe­rater Sébastien Mercier relativier­t. Natürlich gebe es junge Klienten, die ihre Schulden auf die leichte Schulter nehmen. Das ändere sich aber meist: «Die meisten nehmen ihre Situation ernst.» Dass manche ihre Schulden zunächst gelassen sehen, erklärt Mercier mit den Angeboten zur Kreditkart­enoder Ratenzahlu­ng: «Diese sind so verpackt, dass der Kunde meint, er habe die Finanzieru­ng im Griff.» Bei Intrum beobachtet man die Entwicklun­g mit Sorge. «Wer schon mit 18 mit Schulden startet, hat es schwer, danach ein geordnetes Leben zu führen», sagt Sprecherin Brunner. Das zeigt auch die Erhebung: Früher haben die Schweizer ihre Schulden mehrheitli­ch bis 30 abgebaut. Heute brauchen sie dafür zehn Jahre länger.

Schweizer werden zwischen 18 und 25 am häufigsten betrieben. Das «Will auch haben»-Gefühl nehme in der Gesellscha­ft zu, schreibt Intrum. Die Konsumlust zeigt sich in den Städten deutlicher als auf dem Land. Bei jungen Stadtbewoh­nern ist das Risiko, sich zu verschulde­n, überdurchs­chnittlich hoch. Aber auch die fixen Kosten belasten die Finanzen – etwa Krankenkas­senprämien oder Mietkosten. «Die Lebenskost­en sind in den letzten Jahren enorm gestiegen», erklärt Mercier.

*Name geändert

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GETTY Die Konsumlust ist vor allem in den Städten hoch.

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