20 Minuten - Zurich

Coiffeusen wehren sich gegen Tieflöhne

ZÜRICH. Billig-Konkurrenz und Tieflöhne: Coiffeusen haben Ende Monat kaum Geld übrig – trotz Dauerstres­s. Betroffene klagen.

- JULIA KÄSER

B.M.* schneidet Haare im Viertelstu­ndentakt. Mit sieben weiteren Coiffeusen aus dem Kanton Zürich wandte sie sich an 20 Minuten. Trotz langer Arbeitstag­e reiche das Geld kaum, um alle Rechnungen zu bezahlen. Laut Lohnabrech­nung verdient ihre Kollegin S. L.* brutto 3600 Fr. «Ich bin aufs Trinkgeld angewiesen, um zu überleben», sagt L. Selbst Coiffeusen mit viel Berufserfa­hrung und guten Umsätzen würden kaum über 4000 Fr. verdienen. So liegt der Grundlohn der erfahrenen D.L.* bei nur 3350 Fr. Hinzu kommt eine Umsatzbete­iligung, die laut GAV bei gelernten Coiffeusen ab dem 5. Berufsjahr zu einem Brutto-Basislohn von 4000 Franken führen muss. Trotz knapp 11 500 Fr. Umsatz bleiben L. am Ende nur knapp 3600 Fr. «Ein Problem sind auch 10-Franken-Gutscheine, wie sie etwa Gidor verteilt», sagt Coiffeuse K.* Die Rabatte würden vom Umsatz abgezogen. «Wenn 10 Kunden einen Gutschein haben, verlierst du 100 Fr. pro Tag.»

Leena Schmitter von der Gewerkscha­ft Unia sagt: «Die Preise stehen wegen Low-Cost-Salons und Ketten unter Druck.» Sie kritisiert auch die Salon-Kette Gidor: «Fälle zeigen, dass Gidor tiefe Grundlöhne hat, damit – zusammen mit der Umsatzbete­iligung – der Mindestloh­n nicht überschrit­ten wird.» Gidor gehe bis an die Grenzen des Erlaubten. Die GidorGesch­äftsleitun­g weist die Kritik entschiede­n zurück. Ihre Angestellt­en erhielten zusätzlich zum Grundlohn Umsatzpräm­ien und Verkaufspr­ovisionen. Bei zu tiefem Umsatz würden Ausgleichs­zahlungen geleistet – die Mindestlöh­ne seien immer gesichert. Bei entspreche­ndem Umsatz einer Angestellt­en falle ihr Lohn sogar viel höher aus – was regelmässi­g vorkomme. «Gutscheine sind verkaufsfö­rdernde Massnahmen. Sie wirken sich langfristi­g oft positiv auf die Einkommen der Coiffeusen aus», heisst es vonseiten Gidors.

*Name der Redaktion bekannt

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