Coiffeusen wehren sich gegen Tieflöhne
ZÜRICH. Billig-Konkurrenz und Tieflöhne: Coiffeusen haben Ende Monat kaum Geld übrig – trotz Dauerstress. Betroffene klagen.
B.M.* schneidet Haare im Viertelstundentakt. Mit sieben weiteren Coiffeusen aus dem Kanton Zürich wandte sie sich an 20 Minuten. Trotz langer Arbeitstage reiche das Geld kaum, um alle Rechnungen zu bezahlen. Laut Lohnabrechnung verdient ihre Kollegin S. L.* brutto 3600 Fr. «Ich bin aufs Trinkgeld angewiesen, um zu überleben», sagt L. Selbst Coiffeusen mit viel Berufserfahrung und guten Umsätzen würden kaum über 4000 Fr. verdienen. So liegt der Grundlohn der erfahrenen D.L.* bei nur 3350 Fr. Hinzu kommt eine Umsatzbeteiligung, die laut GAV bei gelernten Coiffeusen ab dem 5. Berufsjahr zu einem Brutto-Basislohn von 4000 Franken führen muss. Trotz knapp 11 500 Fr. Umsatz bleiben L. am Ende nur knapp 3600 Fr. «Ein Problem sind auch 10-Franken-Gutscheine, wie sie etwa Gidor verteilt», sagt Coiffeuse K.* Die Rabatte würden vom Umsatz abgezogen. «Wenn 10 Kunden einen Gutschein haben, verlierst du 100 Fr. pro Tag.»
Leena Schmitter von der Gewerkschaft Unia sagt: «Die Preise stehen wegen Low-Cost-Salons und Ketten unter Druck.» Sie kritisiert auch die Salon-Kette Gidor: «Fälle zeigen, dass Gidor tiefe Grundlöhne hat, damit – zusammen mit der Umsatzbeteiligung – der Mindestlohn nicht überschritten wird.» Gidor gehe bis an die Grenzen des Erlaubten. Die GidorGeschäftsleitung weist die Kritik entschieden zurück. Ihre Angestellten erhielten zusätzlich zum Grundlohn Umsatzprämien und Verkaufsprovisionen. Bei zu tiefem Umsatz würden Ausgleichszahlungen geleistet – die Mindestlöhne seien immer gesichert. Bei entsprechendem Umsatz einer Angestellten falle ihr Lohn sogar viel höher aus – was regelmässig vorkomme. «Gutscheine sind verkaufsfördernde Massnahmen. Sie wirken sich langfristig oft positiv auf die Einkommen der Coiffeusen aus», heisst es vonseiten Gidors.
*Name der Redaktion bekannt