«Stirbt der Amazonas, droht Klimakatastrophe»
ZÜRICH. Der Megabrand im Amazonas bereitet ETHProfessor Tom Crowther Sorgen. Brenne der Regenwald, werde es auf der Erde wärmer.
Im Amazonasgebiet wüten gigantische Waldbrände. «Das Weltklima ist in Gefahr», warnt jetzt ETH-Professor Tom Crowther. Der Regenwald speichere viel CO2. Werde er zerstört, werde es wärmer. Schuld trage auch Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, der Bauern die Brandrodung erlaube. Letzterer wirft Umweltschützern vor, die Feuer selbst gelegt zu haben.
Herr Crowther, was denken Sie, wenn Sie auf Social Media die Bilder der Waldbrände im Amazonas sehen?
Es zerreisst mir das Herz. Es brennt das wertvollste Ökosystem der Welt mit einer einzigartigen Biodiversität.
Der Regenwald gilt als Lunge des Planeten. Wie schlimm ist so ein Feuer? Das Weltklima ist in Gefahr. Ein solcher Brand setzt nicht nur das CO2 frei, das in diesem Wald gespeichert ist. Er führt auch dazu, dass die Lunge weniger CO2 aus der Atmosphäre ziehen kann. Wenn der Regenwald brennt, steigen die Temperaturen auf der Erde. Was würde passieren, wenn der Amazonas stirbt? Wir würden auf diesem Planeten nicht mehr leben wollen. Es droht eine Klimakatastrophe: Es wäre massiv wärmer, wir hätten riesige Dürren und Überschwemmungen. Das ist ein hypothetisches Szenario, das hoffentlich nie eintrifft.
SP-Nationalrat Cédric Wermuth schrieb zu Bildern des Feuers, dass «die Klimakrise so aussieht». Einverstanden? Die Ursache des Feuers ist schwer zu ermitteln. Es ist wohl eine Kombination von politischen Faktoren und dem Klimawandel. So hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro Bauern die Brandrodung erlaubt. Zugleich wird der Regenwald wärmer und trockener. Das führt dazu, dass die Häufigkeit und Intensität von Bränden zunimmt. Waldbrände sind zwar natürlich und spielen eine wichtige Rolle in einem Ökosystem, so hat es aber keine Chance mehr, sich zu erholen. Präsident Bolsonaro hat NGOs beschuldigt, die Brände gelegt zu haben, um ihm zu schaden. Das ist nur noch lächerlich. Die NGOs stellen sich gegen Bolsonaro. Doch ihr einziges Ziel ist der Schutz des Regenwaldes. Ökologie-Professor Tom Crowther (33) forscht an der ETH zu globalen Ökosystemen.