20 Minuten - Zurich

Christian Stucki setzt sich mit 34 Jahren ein Denkmal

ZUG. Zum vierten Mal in Serie wird ein Berner König: Christian Stucki holt den Titel und gewinnt als erst zweiter Schwinger alle drei bedeutende­n Eidgenössi­schen Feste.

- ALEX TRUNZ

«Wunderbar» war das erste Wort des aufgewühlt­en Christian Stucki nach dem grössten Sieg seiner langen Karriere. Wunderbar war, wie er zuvor Joel Wicki im Schlussgan­g im ersten Zug erwischt hatte. Und wunderbar war, wie er danach gefeiert wurde. Die Berner Teamkolleg­en tänzelten ausgelasse­n um ihren Leader, die Berner Tribüne liess den 150-Kilo-Hünen hochleben. Und es gab wohl kaum jemanden in der prächtigen Arena in Zug, der diesem grossartig­en Schwinger diesen Moment nicht gegönnt hätte. «König der Herzen» wurde er über Jahre hinweg genannt, weil es mit Stucki und dem Eidgenössi­schen nicht passen wollte.

Jetzt hat es doch noch geklappt, mit 34 Jahren. So alt war noch nie ein Schwinger, der den Königstite­l holte. Doch nicht nur das ist bemerkensw­ert. Stucki ist nach Jörg Abderhalde­n erst der zweite Schwinger der Geschichte, der die bedeutends­ten drei Eidgenössi­schen Feste gewinnen konnte – nach dem Kilchberge­r 2008 und dem Unspunnen 2017 nun das Eidgenössi­sche Schwingfes­t 2019. «Dass ich den Grand Slam des Schwingens mit 34 noch geschafft habe, ist wahnsinnig», freute sich der Seeländer.

Viele hatten Stucki diesen Effort in Zug nicht mehr zugetraut. Beim Saisonstar­t am Emmentalis­chen hatte er sich im vierten Gang das Innenband im Knie gerissen. Danach bestritt er erst vor zwei Wochen am Berner Kantonalen wieder ein Kranzfest. Doch schon am Samstag bewies er mit vier souveränen Siegen, dass mit ihm zu rechnen ist. Und wer am Ende einen Pirmin Reichmuth, einen Armon Orlik und zweimal Joel Wicki auf dem Notenblatt hat, ist ein mehr als würdiger König.

Stucki, der die Serie der Berner Könige mit dem vierten Triumph seit 2010 fortsetzte (nach Kilian Wenger 2010, Matthias Sempach 2013 und Matthias Glarner 2016), wird dem Schwingen erhalten bleiben. Er plane bis 2022, bis zum nächsten Eidgenössi­schen in Pratteln, hatte er schon vorher erklärt.

«Wunderbar», wird die grosse Schwingerf­amilie denken. Dem Nationalsp­ort bleibt mit Christian Stucki eine der erfolgreic­hsten, charismati­schsten und sympathisc­hsten Figuren noch eine Weile erhalten.

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KEYSTONE Die Entscheidu­ng im Schlussgan­g: Der Angriff von Christian Stucki sitzt, Gegner Joel Wicki (u.) ist chancenlos.
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