Bringt Regenwald-Drama Grünen den Wahlsieg?
BERN. Erneut diskutiert Europa über ein grünes Thema: den Regenwald. Was bedeutet das für die eidgenössischen Wahlen?
Durch die heftigen Brände im Amazonasgebiet werden Klima und Umweltschutz erneut zum Überthema. Grüne und SP äussern sich sehr besorgt und nehmen den Freihandel mit Brasiliens «Regenwaldzerstörer Bolsonaro» ins Visier. 35 000 Personen haben in drei Tagen eine Petition gegen den Deal unterschrieben. Laut Politologen könnten die Brände die nationalen Wahlen prägen.
Im Amazonasbecken brennt der Regenwald. Just zu diesem Zeitpunkt verkündet Bundesrat Guy Parmelin (SVP) den Durchbruch im Ringen um den Freihandel mit den Mercosur-Staaten wie Brasilien oder Argentinien. Das Abkommen bringt der Exportindustrie einen besseren Marktzugang.
Doch in ganz Europa wächst der Widerstand gegen den Deal mit Brasilien: So will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wegen der Waldbrände das Mercosur-Abkommen der EU blockieren. Auch der deutsche Grüne Anton Hofreiter forderte einen Stopp: Durch das Abkommen werde «abgeholzt und abgebrannt, um Platz für Soja und Export-Rinder für den europäischen Markt zu schaffen». Und in der Schweiz unterschrieben über 35 000 Personen eine Petition gegen den «Regenwaldzerstörer Bolsonaro».
Mit dem Regenwald steht erneut ein Umweltthema im Fokus – nur acht Wochen vor den Wahlen in der Schweiz. Davon könnten die Grünen profitieren, sagt Politologe Mark Balsiger (siehe rechts). Die Partei ist seit der Hitzewelle im Umfragehoch. Präsidentin Regula Rytz sagt: «Die Regenwald-Brände sind ein Bereich mehr, der zeigt, dass die Wirtschaft heute auf Kosten der Umwelt lebt.» SVP-Chef Albert Rösti hatte sich kürzlich noch gefreut, dass man dank des Wurmplakats «nicht mehr nur über Klimaschutz spricht».
Dass der Regenwald die Wahlen entscheidet, bezweifelt EconomiesuisseExperte Jan Atteslander: «Umweltthemen sind zwar relevant, aber das Abkommen ist zu technisch.» Der Regenwald sei auch nicht wegen des Freihandels mit der Schweiz in Gefahr, sondern wegen des Siedlungsdrucks und der weltweit wachsenden Nachfrage nach Agrarrohstoffen.