Sollen Eltern ihre Kinder durchs Studium füttern?
ZÜRICH. Der Uni-Stress macht es Studenten oft fast unmöglich, zu jobben. Ist das richtig so – oder sollten Unis mehr Zeit dafür freischaufeln?
Der Tag ist mit Seminaren und Vorlesungen vollgepackt. Und wenn der Job in der Bar ruft, steht ein Treffen für die Gruppenarbeit an. Mit einem Nebenjob stossen Studenten oft an ihre Grenzen. «Insbesondere im ersten Studienjahr sind Studenten in einigen Fächern besser beraten, wenn sie keinem Job nachgehen», sagt Brigitte Ortega von der Fachstelle Studienfinanzierung der Uni Zürich.
Alessio Palermo vom Schweizerischen Studentenverein bestätigt: «Die hohe Präsenzpflicht und viele Zwischenprüfungen machen es an einigen Hochschulen praktisch unmöglich, neben dem Studium noch zu arbeiten.» Dazu drohten harte Selektionsverfahren mit hohen Durchfallquoten. Viele Studierende müssten sich deshalb von den Eltern finanzieren lassen. Auch Bildungspolitikerin und SP-Nationalrätin Martina Munz sagt: «Studieren ist ein Fulltimejob.» Es sei nicht die Idee, mit Nebenjobs den Lebensunterhalt zu bestreiten. Dazu gebe es Stipendien.
Kommissionskollege und SVP-Nationalrat Felix Müri hingegen meint: «Manchen Studenten, die über Stress klagen, stinkt es vielleicht nur, nebenbei noch zu arbeiten.» Wer sich von den Eltern durchfinanzieren lasse, sammle weniger Lebens- und Berufserfahrung. «Auch Studenten sollten wissen, was es bedeutet, jeden Tag zur Arbeit zu gehen.» Er fordert, dass in den Stundenplänen mehr Zeit für Jobs freigeschaufelt wird. Alessio Palermo pflichtet bei: Ansonsten würden Studienabgänger auf dem Arbeitsmarkt erst recht als Theoretiker angeschaut.