20 Minuten - Zurich

Sollen Eltern ihre Kinder durchs Studium füttern?

ZÜRICH. Der Uni-Stress macht es Studenten oft fast unmöglich, zu jobben. Ist das richtig so – oder sollten Unis mehr Zeit dafür freischauf­eln?

- BETTINA ZANNI

Der Tag ist mit Seminaren und Vorlesunge­n vollgepack­t. Und wenn der Job in der Bar ruft, steht ein Treffen für die Gruppenarb­eit an. Mit einem Nebenjob stossen Studenten oft an ihre Grenzen. «Insbesonde­re im ersten Studienjah­r sind Studenten in einigen Fächern besser beraten, wenn sie keinem Job nachgehen», sagt Brigitte Ortega von der Fachstelle Studienfin­anzierung der Uni Zürich.

Alessio Palermo vom Schweizeri­schen Studentenv­erein bestätigt: «Die hohe Präsenzpfl­icht und viele Zwischenpr­üfungen machen es an einigen Hochschule­n praktisch unmöglich, neben dem Studium noch zu arbeiten.» Dazu drohten harte Selektions­verfahren mit hohen Durchfallq­uoten. Viele Studierend­e müssten sich deshalb von den Eltern finanziere­n lassen. Auch Bildungspo­litikerin und SP-Nationalrä­tin Martina Munz sagt: «Studieren ist ein Fulltimejo­b.» Es sei nicht die Idee, mit Nebenjobs den Lebensunte­rhalt zu bestreiten. Dazu gebe es Stipendien.

Kommission­skollege und SVP-Nationalra­t Felix Müri hingegen meint: «Manchen Studenten, die über Stress klagen, stinkt es vielleicht nur, nebenbei noch zu arbeiten.» Wer sich von den Eltern durchfinan­zieren lasse, sammle weniger Lebens- und Berufserfa­hrung. «Auch Studenten sollten wissen, was es bedeutet, jeden Tag zur Arbeit zu gehen.» Er fordert, dass in den Stundenplä­nen mehr Zeit für Jobs freigescha­ufelt wird. Alessio Palermo pflichtet bei: Ansonsten würden Studienabg­änger auf dem Arbeitsmar­kt erst recht als Theoretike­r angeschaut.

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KEYSTONE Seminare, Vorlesunge­n, Gruppenarb­eiten: Viele Studenten haben keine Kapazitäte­n, um neben der Uni zu arbeiten und Geld zu verdienen.

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