Sexueller Übergriff, Drogen, Mord – Biles’ schwieriges Leben
STUTTGART. Die beste Kunstturnerin musste bei ihrem Aufstieg viele Hindernisse überwinden.
Sie machte sich am Sonntag endgültig zur GOAT, zur Grössten aller Zeiten. Simone Biles holte am Balken und am Boden Gold, es waren ihre WMMedaillen 24 und 25. Mehr hat bisher niemand gesammelt. Ihre Biografie ist jedoch nicht nur von Glücksmomenten geprägt. Im März 1997 kam Biles in Columbus zur Welt, als Tochter einer drogen- und alkoholabhängigen Mutter. Simone und ihre drei Geschwister Adria, Ashley und Tevin wurden bei einer Pflegefamilie untergebracht, danach zogen sie zum Grossvater nach Texas. Bald wurden die Geschwister getrennt, Ashley und Tevin gingen zurück nach Ohio. Tevin sitzt heute wegen Mordverdachts im Gefängnis.
Im Garten des Grossvaters begann das, was Biles am Sonntag zementierte. Sie habe nie stillsitzen können, erzählte Biles einmal. Mit 14 war klar, dass sie die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ADHS hat. Biles aber schaffte den Sprung, sie trainierte bald auf der Karolyi-Ranch, bekannt für ihren Drill und harten Umgang mit jungen Sportlerinnen. Geführt wurde das US-Trainingszentrum vom Ehepaar Bela und Marta Karolyi, das teils brutale Trainingsmethoden aus Rumänien in die USA mitgebracht hatte. Viele Athletinnen hungerten, hatten jahrelang Essstörungen. Auf der Ranch trieb auch Larry Nassar sein Unwesen, der Trainer missbrauchte Hunderte Turnerinnen sexuell. Biles twitterte vor dem Verfahren gegen ihn: «Auch ich bin eine der vielen Überlebenden.» Über 150 Betroffene sagten gegen Nassar aus, er wurde zu 175 Jahren Haft verurteilt. Die KarolyiRanch ist mittlerweile geschlossen.
Biles sagte nach dem Prozess, sie erinnere sich jeden Tag daran, was sie durchgemacht habe.