Es gibt immer mehr befristete Jobs
ZÜRICH. Kaum jemand sucht nach Temporärarbeit, trotzdem werden immer häufiger befristete Stellen ausgeschrieben.
Weniger Geld und keine Ahnung, ob man nächste Woche noch einen Job hat: Fast jede dritte ausgeschriebene Stelle ist befristet. Das zeigen die Zahlen von Jobs.ch. So waren diesen September über 11 000 Temporärjobs von gesamthaft 38 000 Stellen ausgeschrieben. Vor einem Jahr waren es noch 8500 von 33 000 Jobs. Seit Jahren nimmt die Temporärarbeit in der Schweiz zu. So machten die befristeten Anstellungen letztes Jahr 2,6 Prozent des gesamten Arbeitsvolumens aus, wie der Schweizer Gewerkschaftsbund schreibt. 1995 waren es gerade mal 0,5 Prozent.
Nur eine gewisse Zeit angestellt zu sein, wird also immer normaler. So würden laut einer neuen Studie des Personalunternehmens Pagegroup drei Viertel der Schweizer Stellensuchenden eine temporäre Anstellung annehmen. Explizit nach Temporärarbeit suchen aber nur die wenigsten Menschen, wie Unia-Sprecher Serge Gnos sagt: «Die meisten wünschen sich eine Festanstellung und finden keine.» Der Anstieg der befristeten Anstellungen ist besorgniserregend, wie Gnos betont. Immer öfter würden Festanstellungen in temporäre Stellen umgewandelt: «Insbesondere ältere Arbeitnehmer sind von diesem Phänomen betroffen: Ihnen wird gekündigt und sie müssen sich bis zur Pension mit befristeten Anstellungen durchkämpfen.»
Es sei im Moment allgemein schwerer, eine Stelle zu bekommen, sagt Swiss-Life-Ökonom Marius Osterfeld zu 20 Minuten: «Mit befristeten Stellen vermeiden viele Stellensuchende den Gang zum Arbeitsamt.» Wobei ein grosser Teil der temporären Einsätze Freelancer ausmachen: Selbstständige Arbeiter würden heute vermehrt temporär angestellt.