Union-Goalie verjagt Chaoten
BERLIN. Das Sportliche rund um das erste Berliner Bundesliga-Derby rückte in den Hintergrund – es dominierten unrühmliche Bilder.
Raketenwürfe, ein fünfminütiger Spielunterbruch, ein versuchter Platzsturm, ein Matchwinner, der nach der Partie von «Angst um seine Familie» berichtet: Viele Szenen werden nach Union Berlins 1:0-Heimsieg gegen Hertha BSC im ersten Berliner Bundesliga-Derby in Erinnerung bleiben.
Kurz nach Schlusspfiff klettern Fans aus dem Union-Bereich mit Kapuzen und Sturmhauben vermummt über den Zaun und wollen sich auf den Weg Richtung Gästeblock machen. Blitzschnell reagieren mehrere Profis der Mannschaft von Urs Fischer, halten die Chaoten auf und verhindern damit Schlimmeres. Goalie Gikiewicz packt sogar tatkräftig zu, schreit und weist den Vermummten den Weg zurück auf die Ränge. Mit Erfolg. «Es ist unsere Pflicht, die eigenen Fans auch vor
Dummheiten zu schützen», sagte Siegtorschütze Sebastian Polter. Die Hertha-Anhänger hatten mit gezieltem Abfeuern von Leuchtraketen Schrecken auf der Haupttribüne und im Nebenblock verbreitet, eine schlug direkt neben den Kindern und der Freundin von Polter ein. Eine andere verfehlte die Union-Spielerbank nur knapp.
Drei Leichtverletzte und 25 eingeleitete Strafermittlungsverfahren lautete die nach den teilweise gespenstischen Bildern noch glimpfliche Bilanz der Polizei. Die Einsatzkräfte waren massgeblich daran beteiligt, dass das Derby nicht abgebrochen wurde. Beide Vereine müssen sich auf empfindliche Strafen durch den Deutschen FussballBund einstellen. Der Kontrollausschuss kündigte gestern Ermittlungen an.