20 Minuten - Zurich

Sollten wir in Zukunft nur noch vier Tage arbeiten?

ZÜRICH. Weniger arbeiten für den gleichen Lohn führt zu mehr Produktivi­tät und spart Strom. Doch die 4-Tage-Woche kann auch mehr Stress bedeuten.

- BSC

Einen Tag weniger arbeiten für den gleichen Lohn – ein Wunschtrau­m? Nicht unbedingt: In Japan ist das für Microsoft-Angestellt­e Alltag geworden – für fünf Wochen. Das Unternehme­n hat diesen Sommer den Versuch einer 4-Tage-Woche lanciert. Rund 2300 Arbeitnehm­er hatten fünfmal freitags frei und erhielten weiterhin den gleichen Lohn. Nicht nur die Zufriedenh­eit der Arbeiter stieg, auch die Produktivi­tät nahm in dieser Zeit um rund 40 Prozent zu. Gleichzeit­ig sanken die Stromkoste­n um ein Fünftel, und es wurde fast 60 Prozent weniger gedruckt. Somit lohnte sich das Unterfange­n auch für Microsoft, wie das Nachrichte­nportal «Mashable» schreibt.

Ist die 4-Tage-Woche die Zukunft für den weltweiten Arbeitsmar­kt? Nicht unbedingt, sagt Michael Siegenthal­er, Arbeitsmar­ktökonom der Konjunktur­forschungs­stelle der ETH Zürich: «Nur weil die Produktivi­tät der Arbeiter steigt, heisst das nicht, dass die Wertschöpf­ung der Firma insgesamt wächst.» Zudem könne eine verkürzte Arbeitswoc­he nicht in jeder Branche eingeführt werden, aus finanziell­en Gründen oder aufgrund der Arbeitszei­ten wie in Spitälern oder bei der Polizei.

Auch Arbeitnehm­er könnten unter der 4-Tage-Woche leiden, sagt die Arbeitspsy­chologin Nicola Jacobshage­n. Denn wenn sie in vier Tagen gleich viel leisten müssten wie sonst in fünf, könnten viele innerhalb eines Jahres ausbrennen und arbeitsunf­ähig werden. Nicht abzustreit­en sei aber der positive Effekt eines langen Wochenende­s auf die Gesundheit.

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ISTOCK Einen Tag mehr freihaben fördert die Produktivi­tät der Arbeitnehm­er.

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