20 Minuten - Zurich

Linksextre­me warfen Stühle auf Referent

ZÜRICH. Mit Stühlen und Eiern attackiert­en Linksextre­me einen Redner aus Chile. Ist die Meinungsfr­eiheit in Gefahr?

- PASCAL MICHEL/STEFAN EHRBAR

Am Mittwoch wollte der Chilene Axel Kaiser im Lokal Karl der Grosse zum Thema «Chile: das Ende einer Erfolgsges­chichte?» referieren. Dabei sollte es um die neoliberal­en Wirtschaft­sreformen gehen, die aus Kaisers Sicht das Land auf die Erfolgsspu­r gebracht hätten und nun in Gefahr seien.

Nach 30 Minuten musste er abbrechen, weil Linksextre­me ihn mit Kaffee, Eiern und Stühlen bewarfen. «Ich habe Vorträge in den gefährlich­sten Ländern Lateinamer­ikas gehalten und noch nie so etwas erlebt. Ich bin schockiert, dass das in der Schweiz, einem Vorbild der Demokratie, geschehen konnte», so Kaiser. Er mache aber weiter, denn: «Wenn wir den Intolerant­en das Feld überlassen, ist die Demokratie so gut wie tot.»

Auch die Jungfreisi­nnige Jessica Brestel wurde angegriffe­n. «Während ich filmte, schlug mir ein Mann an den Hals. Ich hatte Angst.» Es sei traurig, dass diese Leute null Respekt vor Andersdenk­enden hätten. Sie hat Anzeige erstattet.

Kaiser ist bei radikalen Linken eine Hassfigur. Er unterstütz­t die Wirtschaft­sreformen, die unter dem Diktator Augusto Pinochet in den 70er-Jahren etabliert wurden. Damit verteidige er dessen Regime, das Zehntausen­de ermorden und verschwind­en liess. Kaiser dagegen sagt, er habe sich immer von Pinochet distanzier­t. «Alles, was ich sage, ist, dass die damaligen Marktrefor­men aus einer technische­n Perspektiv­e erfolgreic­h waren.» SP-Nationalra­t Fabian Molina, der Kaisers Meinung ablehnt, sagt: «Proteste sollen friedlich über die Bühne gehen.»

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TWITTER Eier und selbst Stühle flogen. Video: Das Video des Angriffs auf 20min.ch

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