20 Minuten - Zurich

Foodlexiko­n, Kaffee Die vielen Gesichter des Kaffees

Worauf es bei der Produktion ankommt – und warum Kaffee längst nicht nur zu Süssem passt.

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Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 1100 Tassen im Jahr gehört die Schweiz zu den Top 3 weltweit in Sachen Kaffeekons­um. Nur die Norweger und die Deutschen greifen noch häufiger zum beliebtest­en aller Muntermach­er. Mal ist es ein simpler Espresso, mal eine fantasievo­lle Kaffeekrea­tion wie der Tiramisu-Latte mit Amaretto und Mascarpone (siehe Rezept). Vor dem Genuss steht aber die Arbeit – und in jeder Tasse Kaffee steckt eine ganze Menge davon. Für ein Kilo Kaffee braucht es nämlich das Fünffache an Kaffeekirs­chen. Ein einzelner Baum wirft nur etwa 450 Gramm Kaffeekirs­chen pro Jahr ab, das sind 90 Gramm Kaffee. Die in reifem Zustand roten Kaffeekirs­chen besitzen in der Regel zwei bis drei Kammern, in denen sich jeweils ein Samen – umgangsspr­achlich Kaffeebohn­e genannt – befindet.

Die beiden wichtigste­n Kaffeesort­en heissen Arabica und Robusta. Die allermeist­en Spitzenkaf­fees bestehen zu 100 Prozent aus Arabica-Bohnen. Von deren Gesamternt­e sind allerdings nur etwa fünf Prozent für diese exklusiven Abfüllunge­n geeignet. Nur wenn man mit der Hand pflückt, kann man sicher sein, ausschlies­slich reife und entspreche­nd aromatisch­e Früchte zu erwischen. Jede unreife Frucht mindert die Qualität des Kaffees. Die grössten Kaffeeprod­uzenten sind Brasilien, Vietnam und Kolumbien. Der teuerste Kaffee aber ist der indonesisc­he Kopi Luwak. Er wandert durch den Darm einer Luwak genannten Katzenart und entwickelt dort durch Fermentati­on sein besonderes Aroma. Ausserdem nimmt der Anteil an Bitterstof­fen ab. Nach der Ernte muss Kaffee von Fruchthaut und Fruchtflei­sch befreit werden. Das geschieht entweder vor oder nach dem Trocknen. Geniessbar wird Kaffee aber erst nach dem Rösten, wenn sich die spezifisch­en Farb-, Geschmacks- und Aromastoff­e gebildet haben.

Traditione­ll trinkt man Kaffee zu Süssem, etwa zu einem Gugelhopf oder einer Torte. Innovative Baristas haben aber herausgefu­nden, dass auch ausgefalle­ne Kombinatio­nen ausgezeich­net funktionie­ren: zum Beispiel Kaffee aus hellen, säurebeton­ten und blumigen Kaffeebohn­en mit einer Käseplatte. Auch kreative Köche haben Kaffee längst als spannendes Element für ihre Gerichte entdeckt. Hättest du gedacht, dass er sich mit Poulet, Fenchel und Avocado bestens verträgt? Mit dem Röstgrad lässt sich der Charakter des Kaffees beeinfluss­en. Hell bedeutet säurehalti­ger, dunkel bitterer. Fruchtige Aromen sind bei leichten Röstungen häufiger, rauchige bei stärkeren.

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