Federer wahrt Chancen aufs Weiterkommen
LONDON. Nach seinem Sieg gegen Berrettini bittet der Baselbieter den Serben zum Showdown.
Roger Federer spielt am ATPFinal in London komplett in Schwarz, ja sogar mit schwarzem Schläger. Sein Outfit der Billigmarke Uniqlo wirkt edel, was gewollt ist. Doch dessen Farbe reflektiert bestimmt nicht den Charakter des Superstars. Federer ist definitiv kein Schwarzseher, sondern der Typ Mensch, für den das Glas stets halb voll ist. Er verschweigt zwar nicht, dass er besser spielen kann, aber er spricht nach dem 7:6,6:3-Erfolg über Matteo Berrettini im Bauch der O2-Arena von einem Aufwärtstrend. Er erwähnt das Tiebreak und die Breakbälle des Italieners, die er allesamt abwehren konnte.
Doch das ist eben nur die halbe Wahrheit. Der Baselbieter wirkte im ersten Satz verkrampft, jedenfalls war seine Beinarbeit wenig überzeugend. Noch in Wimbledon hatte er dem 23-jährigen Römer in drei Sätzen nur fünf Games überlassen.
Trotz des Siegs läuft Federer Gefahr, an seinem 17. ATPFinal zum zweiten Mal den Halbfinal zu verpassen. 2008 in Shanghai war er nur vorzeitig gescheitert, weil er wegen Rückenbeschwerden und einer Magenverstimmung doppelt handicapiert gewesen war. Diesmal ist er hingegen gesund. Unmittelbar nach seinem Sieg gegen Berrettini ist die Ausgangslage noch offen, weil sich später am Abend Novak Djokovic und Dominic
Thiem duellieren. Also sagt der 38-Jährige mit Blick auf das abschliessende Gruppenspiel: «Ich nehme an, dass ich gewinnen muss, doch vielleicht wird nicht einmal das reichen.» Nachdem der Österreicher den Serben in einem hochklassigen Match um Punkt Mitternacht 6:7, 6:3, 7:6 niedergerungen hat, ist klar: Ein Sieg reicht. Federer – Djokovic wird quasi zum Viertelfinal, der Gewinner steht im Halbfinal. Thiem ist auf jeden Fall schon weiter.