20 Minuten - Zurich

«Diese Schulleitu­ng ist so nicht mehr tragbar»

ZÜRICH. An einer Schule werden Primarschü­ler gemobbt. Die Schulleitu­ng nehme dies nicht genug ernst. Diese wiegelt ab.

- JENNIFER FURER

Bedroht, geschlagen und über die Kleider gepinkelt: Der Vater eines Sechsjähri­gen hat genug von den Attacken gegen sein Kind. Anstatt ihm zu helfen, habe der Schulleite­r ihm inkorrekte­s Verhalten vorgeworfe­n und nach Fehlern gesucht, die der Bub begangen haben soll. Zum Schutz seines Sohnes wechsle dieser nun die Schule.

Es ist nicht der einzige Mobbing-Fall an dieser Schule. Eine Mutter sagt, ihr Kind (8) sei in diesem Jahr über sechs Monate gemobbt worden. Die Schulleitu­ng und Schulsozia­larbeit hätten zu spät gehandelt und die Vorfälle bagatellis­iert. «Es wurde versucht, die Schuld dem Opfer zu geben.» Die Eltern haben das Schweizeri­sche Institut für Gewaltpräv­ention (SIG) eingeschal­tet. «Es taxierte den Fall als hochgradig­es Mobbing.» Es habe angeboten, mit der Klasse profession­ell zu arbeiten. «Das wurde von der Schulleitu­ng klar abgelehnt.»

Gabriela Rothenfluh, Präsidenti­n der Kreisschul­pflege Waidberg, sagt: «Mit der betroffene­n Gruppe wurde länger intensiv gearbeitet. Die Situation verbessert­e sich aus Sicht der Schule stetig und normalisie­rte sich.» Rothenfluh sagt, man habe die Zusammenar­beit mit dem SIG nicht untersagt. «Ein Interventi­onsnachmit­tag war geplant.» Offenbar habe man aber keinen geeigneten Raum gefunden. Thomas Richter, Geschäftsl­eiter des SIG, nimmt zum Einzelfall keine

Stellung. Er sagt aber, eine Interventi­on sei in üblichen Schulräume­n durchführb­ar. Rothenfluh bestätigt zudem, dass ein Vater sein Kind von der Schule nehme. Sie werde das zusammen mit der Schulleitu­ng analysiere­n, allfällige Fehler eruieren und Konsequenz­en ziehen.

Sefika Garibovic, Expertin für Mobbing, arbeitet täglich mit Schulen zusammen. Sie sagt: «Was hier passiert, ist eine absolute Schweinere­i. Aus meiner Sicht sind die Schulleitu­ng und das Schulpfleg­epräsidium nicht mehr tragbar.» Es sei nicht zielführen­d, nicht alle Möglichkei­ten auszuschöp­fen.

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KEYSTONE Gabriela Rothenfluh.

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