20 Minuten - Zurich

«Wir hatten Glück, dass es in Europa solche Fälle nicht gab»

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Herr Henkler-Stephani, wie sicher ist es, dass das Vitamin-E-Acetat in den beanstande­ten THCLiquids für die Todesfälle verantwort­lich ist?

Es wurde bei den schweren Fällen in der Lungenflüs­sigkeit nachgewies­en. Damit ist ein deutlicher Hinweis auf einen ursächlich­en Zusammenha­ng gegeben. Ein abschliess­ender Beweis ist das aber noch nicht. Auch andere Stoffe könnten eine Rolle spielen.

Was hat der Stoff im E-Zigi-Liquid zu suchen?

Nichts, vor allem nicht in so grosser Menge. In einigen Liquids lag der Vitamin-E-Acetat-Gehalt zwischen 31 und 88 Prozent. Gleichzeit­ig war der THCGehalt niedriger als angegeben. Das lässt vermuten, dass der Stoff zum Strecken diente – womöglich als Folge von Ernteausfä­llen, Preissteig­erungen und Lieferengp­ässen beim Cannabis, die es 2019 in den USA gab.

Kann so etwas auch hierzuland­e passieren?

Sofern es sich um illegale oder Schwarzmar­ktprodukte handelt, wäre es möglich. Das Hinzufügen von Vitaminen in Liquids ist in Europa verboten. Den Schwarzmar­kt interessie­rt das aber nicht. Ich kann nicht ausschlies­sen, dass auch in Europa Haschöl oder manipulier­te Produkte mit speziellen Verdampfer­n konsumiert werden (siehe Box). Vielleicht hatten wir Glück, dass es solche Fälle nicht in Europa gab.

Müssen Dampfer Angst haben?

Nicht, wenn sie gängige E-Zigis und Liquids nutzen. Besonders sicher wäre es natürlich, bei Produkten zu bleiben, die bereits schon über Monate ohne Probleme gedampft wurden. Man darf nicht vergessen: Wir reden hier nicht von Risiken des E-Zigi-Konsums, sondern von solchen, die sich aus besonderen Formen des Konsums von Cannabis ergeben haben. THC-Liquids sind öliger als klassische und nur mit angepasste­n Geräten, wie z.B. den sogenannte­n Oil Vape Pens, inhalierba­r. Aber natürlich gibt es auch bei klassische­n E-Zigaretten Risiken für die Gesundheit. Die sind zwar deutlich geringer als bei Tabakzigar­etten, aber es gibt sie.

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Vitamine haben in E-Liquid nichts zu suchen.
GETTY IMAGES Frank Henkler-Stephani vom deutschen Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung. Vitamine haben in E-Liquid nichts zu suchen.

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