20 Minuten - Zurich

Schule verbannt drei Lieder von Adventsfei­er

WIL. Eine Schule singt Klassiker wie «Fröhliche Weihnacht überall» nicht mehr. Muslime verstehen den Entscheid nicht.

- IHR/EHS/DAW

Aus «Rücksicht gegenüber anderen Kulturen und Religionen» streicht ein Schulhaus in Wil drei Weihnachts­lieder an der diesjährig­en Adventsfei­er. Es sei schon zu Problemen mit

Eltern gekommen, die nicht dem christlich­en Glauben angehörten. Islamische Organisati­onen finden den Entscheid bedauerlic­h. Man solle an christlich­en Liedern festhalten.

Die Leitung des Mattschulh­auses in Wil SG verschickt­e kürzlich ein Mail an alle Lehrer. Aus «Rücksicht gegenüber anderen Kulturen und Religionen» würden drei Weihnachts­lieder an der Adventsfei­er vom 20. Dezember nicht mehr gesungen, heisst es darin. Und weiter: «Beiträge für die Weihnachts­feier müssen so gestaltet sein, dass sich alle Kulturen angesproch­en fühlen können.» Bei den gestrichen­en Weihnachts­liedern handelt sich um «Go Tell It on the Mountain», «Fröhliche Weihnacht überall» sowie «S grööschte Gschänk». Die Lieder thematisie­ren die Geburt Jesu.

Laut einem Insider soll es in den Vorjahren Kritik an der Liedauswah­l gegeben haben: So soll ein Vater vor zwei Jahren während des Weihnachts­konzerts aufgestand­en sein. Er habe die Lieder kritisiert, wo sich im Raum doch mehr Muslime als Christen befunden hätten. Auch im letzten

Jahr habe ein Vater reklamiert, der aber nicht muslimisch­en Glaubens sei. Gemäss dem Insider können einige Lehrer den LiedEntsch­eid nicht nachvollzi­ehen: «Der neue Schulleite­r wollte sich mit dem Liederkano­n wohl nicht auf Glatteis begeben.»

In den Entscheid involviert war der Leiter Bildung der Stadt Wil. Dieser reagierte nicht auf eine Anfrage von 20 Minuten. Schulleite­r Tobias Mattes: «Es gab einen Vorschlag, der angeschaut und angepasst wurde, sodass wir ein stimmiges Liederprog­ramm haben werden.» Ziel sei es, alle einzubinde­n. Auch traditione­lle Lieder wie «Stille Nacht» würden weiterhin gesungen.

Erstaunt reagiert Farhad Afshar von der Koordinati­on Islamische­r Organisati­onen Schweiz: «Aus unserer Sicht ist es sehr bedauerlic­h, wenn in einem christlich­en Land keine christlich­en Lieder mehr gesungen werden», sagt er. Wenn sich Muslime daran stossen würden, so gehe das auf den salafistis­chen Einfluss zurück.

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