20 Minuten - Zurich

SRG-Chef Marchand im grossen Interview

BERN. Eineinhalb Jahre nach No Billag zieht SRG-Direktor Gilles Marchand Bilanz. Im Interview spricht er über schmerzhaf­te Sparrunden und seine Lieblingss­erie.

- PASCAL MICHEL/DANIEL WALDMEIER

Herr Marchand, Sie haben ein Pferd namens Morpheus. Auf Radio SRF 3 sagten Sie kürzlich, Sie würden es nicht reiten, weil Sie Angst hätten, einen Unfall zu bauen. Sind Sie unersetzli­ch?

(lacht) Ein Pferd sollte man regelmässi­g reiten, dafür fehlt mir leider im Moment die Zeit. Das hat nichts mit der Angst vor einem Unfall zu tun.

Als Direktor sind Sie tatsächlic­h gefordert. 2020 lancieren Sie ein Streaming-Angebot.

Es ist mehr eine ÀlacartePl­attform. Sie ist nicht nach Sprachen, sondern nach Themen – Serien, Dokfilme, Events – geordnet. Diese Inhalte untertitel­n wir in den Landesspra­chen.

Aber will der Romand Deutschsch­weizer Serien?

Ich glaube schon. Das sieht man ja bei Netflix und allen anderen internatio­nalen Plattforme­n: Dort sind Serien in der Originalsp­rache mit Untertitel­n sehr beliebt.

Grundsätzl­ich ist es so, dass die Volksschul­e politisch unabhängig und konfession­sneutral ist. Die Weihnachts­geschichte wird im Religionsu­nterricht

Was bieten Sie den Jungen?

In der Deutschsch­weiz starten wir bald mit einer neuen Audiothek. Ein sehr spannendes Projekt ist «Wetube» im Tessin. Wir laden junge Youtuber in unser Studio ein, damit sie dort ihre Videos produziere­n können.

Nach No Billag kündigten Sie ein Sparprogra­mm über 100 Millionen Franken an. Kürzlich mussten Sie nochmals um 50 Millionen kürzen. Wie geht es weiter?

Nach No Billag mussten wir uns bewegen. Wegen sinkender Werbeeinna­hmen sind nun nochmals 50 Millionen hinzugekom­men. Ich schätze, dass es zwischen 2021 und 2023 noch weitere 50 Millionen Franken sind, die die SRG möglicherw­eise einsparen muss. Die SRG ist nicht mehr, wie sie einmal war, sie befindet sich in einem nie da gewesenen Reformproz­ess.

Eingespart werden Sendungen wie «Schawinski» oder «Arena/

Reporter». Schmerzt Sie das? Jede Minute, die streichen müssen, weh. Die SRG spart auch bei den Sportrecht­en. Gibts EM-Nati-Spiele bald nur gegen Gebühr? Die Preise sind stark gestiegen, etwa bei der Champions

League. Die grössten Anlässe wie die Olympische­n Spiele oder die FussballEM können wir vorerst weiter abdecken, es wird aber künftig schwierige­r werden.

Was schauen Sie privat?

Ich bin ein Fan unserer Serien, etwa «Helvetica». Aber ich schaue auch gern Sport. Der Final Federer – Nadal in Wimbledon war grandios.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland