SRG-Chef Marchand im grossen Interview
BERN. Eineinhalb Jahre nach No Billag zieht SRG-Direktor Gilles Marchand Bilanz. Im Interview spricht er über schmerzhafte Sparrunden und seine Lieblingsserie.
Herr Marchand, Sie haben ein Pferd namens Morpheus. Auf Radio SRF 3 sagten Sie kürzlich, Sie würden es nicht reiten, weil Sie Angst hätten, einen Unfall zu bauen. Sind Sie unersetzlich?
(lacht) Ein Pferd sollte man regelmässig reiten, dafür fehlt mir leider im Moment die Zeit. Das hat nichts mit der Angst vor einem Unfall zu tun.
Als Direktor sind Sie tatsächlich gefordert. 2020 lancieren Sie ein Streaming-Angebot.
Es ist mehr eine ÀlacartePlattform. Sie ist nicht nach Sprachen, sondern nach Themen – Serien, Dokfilme, Events – geordnet. Diese Inhalte untertiteln wir in den Landessprachen.
Aber will der Romand Deutschschweizer Serien?
Ich glaube schon. Das sieht man ja bei Netflix und allen anderen internationalen Plattformen: Dort sind Serien in der Originalsprache mit Untertiteln sehr beliebt.
Grundsätzlich ist es so, dass die Volksschule politisch unabhängig und konfessionsneutral ist. Die Weihnachtsgeschichte wird im Religionsunterricht
Was bieten Sie den Jungen?
In der Deutschschweiz starten wir bald mit einer neuen Audiothek. Ein sehr spannendes Projekt ist «Wetube» im Tessin. Wir laden junge Youtuber in unser Studio ein, damit sie dort ihre Videos produzieren können.
Nach No Billag kündigten Sie ein Sparprogramm über 100 Millionen Franken an. Kürzlich mussten Sie nochmals um 50 Millionen kürzen. Wie geht es weiter?
Nach No Billag mussten wir uns bewegen. Wegen sinkender Werbeeinnahmen sind nun nochmals 50 Millionen hinzugekommen. Ich schätze, dass es zwischen 2021 und 2023 noch weitere 50 Millionen Franken sind, die die SRG möglicherweise einsparen muss. Die SRG ist nicht mehr, wie sie einmal war, sie befindet sich in einem nie da gewesenen Reformprozess.
Eingespart werden Sendungen wie «Schawinski» oder «Arena/
Reporter». Schmerzt Sie das? Jede Minute, die streichen müssen, weh. Die SRG spart auch bei den Sportrechten. Gibts EM-Nati-Spiele bald nur gegen Gebühr? Die Preise sind stark gestiegen, etwa bei der Champions
League. Die grössten Anlässe wie die Olympischen Spiele oder die FussballEM können wir vorerst weiter abdecken, es wird aber künftig schwieriger werden.
Was schauen Sie privat?
Ich bin ein Fan unserer Serien, etwa «Helvetica». Aber ich schaue auch gern Sport. Der Final Federer – Nadal in Wimbledon war grandios.