20 Minuten - Zurich

«Jedes fünfte Kind wird handysücht­ig sein»

MEIRINGEN. Jochen Mutschler ist Facharzt für Psychiatri­e und Psychother­apie und Chefarzt an der Privatklin­ik Meiringen BE.

- REMO SCHRANER

3. Facharzt Jochen Mutschler über die Handysucht.

Herr Mutschler, wie viele leiden an einer Handysucht?

Man geht davon aus, dass in der Schweiz 17 Prozent aller Jugendlich­en handysücht­ig sind.

Wie heilen Sie die Betroffene­n? Grundsätzl­ich ist eine Heilung nicht möglich. Ein Süchtiger bleibt süchtig. In der Therapie lernen die Patienten, eigene Ziele zu definieren, also dass man zum Beispiel jeden Monat eine Stunde weniger lang am Handy verbringt.

Was kann sonst noch helfen? eine Massage mit einem Igelball.

Ein Alkoholike­r kann auf den Alkohol verzichten. Was aber machen Handysücht­ige?

Sie sollten die entspreche­nden Apps löschen. Eine allgemeine Handysucht gibt es nicht. Das

Handy ist das Medium für verschiede­ne Verhaltens­süchte. Nehmen die App-Betreiber bewusst in Kauf, dass die Benutzer süchtig werden?

Ja. Instagram und Snapchat sind solche Kandidaten. gefährlich?

Weil Betroffene im schlimmste­n Fall daran sterben können. Wie?

Gerade beim Gaming vergessen stark Betroffene zu essen und können verhungern.

Gibt es genug Hilfe?

Nein. In Zukunft wird wohl jedes fünfte Kind von einer Handysucht betroffen sein. Es muss sich etwas ändern.

Was fordern Sie?

Lehrer müssen die Schüler für das Thema sensibilis­ieren und die Eltern brauchen mehr Informatio­nen.

Wie erkennt man eine Handysucht?

Die am Handy verbrachte Zeit allein ist nicht ausschlagg­ebend. Wenn sich die Schulnoten verschlech­tern, kann das auf ein Suchtverha­lten hinweisen.

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