Schweizer sparen so viel Geld wie nie zuvor
BERN. Haushalte können immer mehr sparen – doch für einen Fünftel der Leute gilt das nicht.
Jeden Monat kann ein Schweizer Haushalt im Schnitt 1460 Franken zur Seite legen. Damit gehören die Schweizer zu den Spar-Weltmeistern. Doch während Vielverdiener monatlich über 4800 Franken sparen, geben die Haushalte mit tiefen Einkommen teilweise mehr aus, als sie haben. «Die Hälfte der Mittelschicht wird ärmer», sagt ein Schuldenberater.
1460 Franken konnten Schweizer Haushalte zwischen 2015 und 2017 im Schnitt monatlich sparen. Zum Vergleich: Zwischen 2006 und 2008 lag dieser Wert bei 913 Franken, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen. Der Sparbetrag ergibt sich nach Abzug aller Lebenshaltungskosten vom Einkommen. Seit der erstmaligen Erhebung im Jahr 2000 ist er kontinuierlich gestiegen – nicht so aber bei den 20 Prozent der Haushalte mit dem tiefsten Einkommen (weniger als 4914 Franken im Monat). Hier betrug der Sparbetrag minus 706 Franken, das ist weniger als all die Jahre zuvor. Ein Experte warnt vor einer aufgehenden Schere (siehe unten).
Marco Salvi von Avenir Suisse führt die hohen Sparbeträge nebst dem hohen Einkommensniveau auf die Alterung der Gesellschaft zurück. Und: Die Schweizer seien im Sparen noch deutlich besser, als diese Zahlen implizierten, so Salvi. «Ein wesentlicher Teil der Ersparnisse, nämlich die Einzahlungen der Arbeitgeber in die Pensionskasse, sind gar nicht mit einberechnet.» Die Schweizer seien – abgesehen von China – Spar-Weltmeister.
Generell werde in der Schweiz eher zu viel als zu wenig gespart, sagt Daniel Lampart, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund. Für die Wirtschaft sei es besser, wenn weniger gespart werde, denn so werde der Konsum angekurbelt. Die steigende Sparquote begründet er unter anderem mit der grösseren Angst um die eigene Pensionskassen-Rente, die von Grossbanken gezielt geschürt werde.