Soll Gesetz Kinder vor Prügel-Eltern schützen?
Die Hälfte aller Eltern in der Schweiz wendet bei der Erziehung Gewalt an. Die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen fordert deshalb die endgültige Abschaffung des «Züchtigungsrechts». Während SP-Nationalrätin Yvonne Feri dies begrüsst, b
Die Hälfte aller Schweizer Eltern wendet bei der Erziehung physische Gewalt an. Jeder vierte Elternteil nimmt gar an, dass ein Klaps auf den Hintern noch niemandem geschadet habe oder Ohrfeigen als Ausnahme erlaubt seien. Ganze zwei Drittel der Eltern greifen zu psychischer Gewalt, jeder vierte Elternteil regelmässig. Gewaltforscher Dirk Baier schätzt die Zahlen noch höher: «Nur ein Drittel der Schweizer Kinder wächst gewaltfrei auf.»
Aufgrund dieser Zahlen fordert die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) in einem neuen Positionspapier, in der Rechtsprechung endlich die letzten Überreste des «Züchtigungsrechts» zu entfernen. Zwar wurde dies im ZGB schon 1978 gestrichen, das Bundesgericht stützt sich aber weiterhin darauf. Etwa 2018, als es dieses bei einem Fall erwähnte, wo ein Vater seinen Sohn mit Gürtel und Holzstock bestrafte – weil der Sohn zu lange fernsah. Das Problem: Gewalt an Kindern ist erst strafbar, wenn sie ein gewisses Ausmass annimmt. Und für diese Auslotung verwendet das höchste Gericht weiter das veraltete Züchtigungsrecht.
«Es braucht ein Züchtigungsverbot», fordert deshalb SP-Nationalrätin Yvonne Feri. Eine Gesetzesänderung könne zu einem Umdenken führen. «Eltern und Betreuungspersonen erkennen dann, dass Gewalt nicht in Ordnung ist.» Für SVPNationalrätin Andrea Geissbühler bringt das nicht viel: «Eltern werden aufgrund eines Gesetzes nicht davon abgehalten, ihre Kinder zu schlagen.» Man habe bereits genügend Strafartikel dafür und müsse auch zwischen einem Klaps auf den Hintern und schwerer Gewalt unterscheiden. Geissbühler, die auch für gewaltfreie Erziehung ist, fordert mehr Prävention wie Flyer mit Beratungsstellen, die bereits bei der Geburt abgegeben werden sollten. «Das wäre einfach und kostengünstig.»