20 Minuten - Zurich

Pädophile machen Jagd auf junge Gamer

ZÜRICH. Gamer werden online sexuell belästigt. Die Polizei geht von einer hohen Dunkelziff­er aus.

- LENA STADLER

Über Gaming-Plattforme­n versuchen Erwachsene, sexuelle Kontakte zu Minderjähr­igen zu knüpfen. So auch im Fall einer 14-Jährigen, die von einem 22-Jährigen belästigt wurde.

Schweizer Polizeien ist das sogenannte Cybergroom­ing bekannt. Das Bild des «alten Grüsels» stimme nicht mehr, sagt ein Experte: «Die Täter sind oft jung, cool und medienaffi­n.»

Über Gaming-Plattforme­n versuchen Erwachsene, sexuelle Kontakte mit Minderjähr­igen zu knüpfen. Die Täter bauen Vertrauen auf, um etwa sexuelle Inhalte wie Nacktfotos zu fordern und die Spieler damit zu erpressen (siehe Interview). «Als ich vierzehn war, hat auf einem Pokémon-Forum ein 22-Jähriger mit mir Kontakt aufgenomme­n», sagt die heute 20-jährige Jenny. Er habe über eineinhalb Jahre sexuelle Anspielung­en gemacht und sie immer wieder gefragt, ob sie nicht bei ihm persönlich vorbeikomm­en wolle. «Ich habe aber Nein gesagt. Das Risiko wollte ich nicht eingehen.»

Auch andere Gamer haben schon Erfahrunge­n mit zwielichti­gen Anfragen gemacht. Der 18-jährige Nicola erzählt, dass er und seine Kollegen gelernt hätten, die Nachrichte­n zu ignorieren oder zu melden, wenn der Inhalt zu weit gehe. «Das schockiert uns schon lange nicht mehr.» Auf Plattforme­n wie Fortnite werde nicht auf die Problemati­k aufmerksam gemacht, sagt Nicola. «Es wird davor gewarnt, Passwörter herauszuge­ben. Auf sexuelle Belästigun­g wird aber nie hingewiese­n.»

Das Phänomen sei der Polizei bekannt, so Roland Pfister, Sprecher der Kantonspol­izei Aargau. Die Dunkelziff­er sei jedoch hoch, da bei Opfern einer sexuellen Straftat oft Scham vorhanden sei. «Wir empfehlen aber in jedem Fall, Anzeige zu erstatten.» Marco Cortesi von der Stadtpoliz­ei Zürich ergänzt: «Es gehen bei uns nur vereinzelt­e Anzeigen gegen sexuelle Belästigun­g auf Gaming-Plattforme­n ein.» Pfister betont die Wichtigkei­t der Prävention: «Wir fordern die Leute auf, auf solchen Plattforme­n vorsichtig zu sein mit dem Zeigen von Nacktheit und auf Aufforderu­ngen zu sexuellen Handlungen nicht einzugehen.»

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MICROSOFT Auf Gaming-Plattforme­n geraten Minderjähr­ige immer wieder ins Visier von Pädophilen – die Dunkelziff­er ist dabei hoch.

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