«Wenn ich zur Hizbollah gehe, trage ich immer ein Kopftuch»
BEIRUT. Monika Schmutz Kirgöz (51) ist Schweizer Botschafterin im Libanon. Mit 20 Minuten spricht sie über die Hizbollah, die Revolution und den Feminismus.
Frau Botschafterin, wie gestaltet sich Ihre Arbeit im Libanon?
Der Libanon ist ein arabisches Land, aber ein Land mit 18 anerkannten Religionen. Die Funktion ist wichtiger als das Geschlecht. Ich fühle mich sehr ernst genommen.
Setzen Sie Ihre Weiblichkeit gezielt ein?
Ja, ich glaube schon. Ich habe den Eindruck, dass der Zugang zu den Machtzirkeln als Frau einfacher ist. Der Chef der Armee etwa freut sich immer besonders, dass ihn eine Frau besucht. Ich kleide mich immer anständig. Wenn ich zur Hizbollah gehe, trage ich Kopftuch als Zeichen von Respekt.
Von Hermès gibt es sehr schöne. (lacht)
Wie unterscheiden sich Schweizer Männer von libanesischen?
In der Schweiz musste ich mehr kämpfen und erfuhr stärkere geschlechtsbedingte Benachteiligung. Allerdings bin ich hier Botschafterin und in der Schweiz war ich Studentin, HotDogVerkäuferin, Mutter und Ehefrau.
Sind Sie eine Feministin?
Es gibt Schweizer Unternehmen, die Aufträge von Ministerien angenommen haben und dann zwölf Jahre auf ihr
Geld warten mussten. Da habe ich den Politikern klargemacht, dass sie die Gesetze einhalten müssen, wenn sie Schweizer Investitionen wollen. Das hat gefruchtet.
Die Unruhen haben auch schon Tote gefordert. Haben Sie keine Angst?
Ich bin stärker beunruhigt, wenn mein Sohn spät heimkommt. Die Mitteilungen über Strassensperren und Ausschreitungen erhöhen die Verunsicherung. Unser Sicherheitsteam arbeitet ununterbrochen, das Sicherheitsdispositiv ist markant verstärkt.