Schweizer Korps rüsten auf und setzen auf «Büro-Polizisten»
BERN. Die Schweiz zählt fast 25 000 Polizisten. Was sind die Gründe für die Stellenexplosion?
Die Polizeikorps in der Schweiz setzten auf mehr Verstärkung: Die Zahl der Polizisten ist zwischen 2011 und 2018 von 21353 auf 24487 gestiegen – ein Plus von 14,7 Prozent. Das zeigt eine neue Studie im Auftrag des Sicherheitsverbundes Schweiz. Der Anstieg bei den administrativen Stellen fiel dabei höher aus als bei den Polizisten im engeren Sinn. Laut der Studie lässt sich der Trend auf das Bevölkerungswachstum, eine vermehrte 24-Stunden-Präsenz im städtischen Raum und auf die Zunahme von Grossveranstaltungen zurückführen.
Max Hofmann vom Verband Schweizerischer Polizei-Beamter gefällt diese Entwicklung: «Wenn die Bevölkerung wächst, braucht es mehr Polizisten.» Nach wie vor sei die Polizei bei grösseren Einsätzen völlig ausgelastet. Laut dem
Berner Polizeikommandanten Stefan Blättler braucht es etwa im Bereich Cyberkriminalität personelle Ressourcen. Die «Büro-Polizisten» seien teilweise direkt für die Sicherheit der Bevölkerung tätig: Es handle sich zum Beispiel um Experten im Bereich Kriminaltechnik oder um Sicherheitsassistenten.
Die Politik beobachtet die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Für SVP-Sicherheitspolitiker und Nationalrat Thomas Hurter zeigen die Zahlen vor allem, «dass die Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft zugenommen hat». Darum sei auch das Sicherheitsbedürfnis gestiegen. Und Luzian Franzini, Co-Präsident der Jungen Grünen, sagt: «In der Schweiz gibt es eine Tendenz zum Polizeistaat.» Er fordert: «Die Kantone und Gemeinden müssen ganz klare Regeln setzen und etwa auf Racial Profiling und einen Ausbau der Videoüberwachung verzichten.»