20 Minuten - Zurich

«Ich wollte ein Psychopath sein und gnadenlos töten»

MEXIKO-STADT. Ein Killer eines mexikanisc­hen Drogenkart­ells packt aus: Der Mann will über 100 Menschen getötet haben. Nun ist er als Verräter auf der Flucht.

- TRX

Der heute etwa 24 Jahre alte Mann wurde mit 17 vom Kartell Guerreros Unidos im Bundesstaa­t Morelos rekrutiert und durchlief eine Ausbildung zum Killer (Sicario), wie er der «New York Times» verriet. «Ich wollte ein Psychopath sein und gnadenlos töten», sagte er. Zuerst musste er in einer Gruppe mit der Machete eine Leiche zerteilen – wer es nicht tat, wurde vor Ort erschossen. «Sie nahmen mir alles weg, was menschlich war», sagt der Mann heute. Es folgten echte Morde an Gegnern des Kartells: Bis 22-jährig habe er für die Guerreros und später Los Rojos weit über 100 Menschen ermordet. Die wenigsten Taten gingen ihm nahe – nur das Gesicht eines unschuldig­en Studenten, der um sein Leben bettelte, den er aber töten musste, verfolgt ihn noch heute.

2017 wurde der Sicario verhaftet. Ihm drohten 200 Jahre Gefängnis – doch der lokale Polizeiche­f zog es vor, ihn als Informante­n für sein eigenes Programm einzusetze­n. «Ich musste nicht lange überlegen, um mich zu entscheide­n», sagt der Mann im Interview.

Der Killer erwies sich als Goldgrube – seine Informatio­nen führten zu über 100 Verhaftung­en, die Todesrate in Morelos sank. Doch dann wurde der Polizeiche­f abberufen und der Sicario verlor seinen

Schutz. Seither ist er auf der Flucht. Aus Rache wurde bereits sein Bruder von seinem ehemaligen Kartell erschossen.

In Mexiko werden täglich rund 100 Menschen ermordet, die meisten von Kartell-Killern. Weniger als fünf Prozent der Taten werden je aufgeklärt.

 ?? REUTERS ?? Schwer bewaffnete mexikanisc­he Polizisten werden an einen Tatort gerufen.
REUTERS Schwer bewaffnete mexikanisc­he Polizisten werden an einen Tatort gerufen.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland