20 Minuten - Zurich

Illegale Asylbewerb­er sollen Ausweis erhalten

BERN. Ein Notausweis und die Möglichkei­t, legal zu arbeiten: Die Vorschläge einer Kommission des Bundes sorgen für Kritik.

- LES/EHS

In der Schweiz leben Tausende abgewiesen­e Asylsuchen­de. Geraten sie in eine Kontrolle, können sie wegen illegalen Aufenthalt­s gebüsst oder inhaftiert werden. Das soll sich ändern: Die Kommission für Migration will einen neuen Ausweis ausstellen, der die Illegalitä­t des Aufenthalt­s aufheben soll. Kritiker befürchten, dass so weitere Asylbewerb­er angezogen werden.

Tausende abgewiesen­e Asylsuchen­de leben in der Schweiz. Eine neue Studie der Eidgenössi­schen Kommission für Migration (EKM) zeigt: Ende 2017 lebten rund 8500 abgewiesen­e Asylsuchen­de von Nothilfe von 8 bis 12 Franken täglich, etwa 5000 davon seit Jahren. Um Nothilfe zu beziehen, müssen sie in vorgeschri­ebenen Unterkünft­en leben und ihre Anwesenhei­t per Unterschri­ft bestätigen. Trotzdem können sie gebüsst oder inhaftiert werden.

Das will die EKM ändern. Sie schlägt einen neuen Ausweis vor, der «die Illegalitä­t des Aufenthalt­s aufhebt». Er soll dafür sorgen, dass Betroffene bei Kontrollen «durch Ordnungskr­äfte nicht wiederholt als illegal Anwesende gebüsst werden».

Die EKM schlägt zudem vor, dass auch Untergetau­chte von Härtefallb­ewilligung­en profitiere­n sollen. Wer jahrelang von der Nothilfe lebt, soll Zugang zum Arbeitsmar­kt erhalten. So würden abgewiesen­e Asylsuchen­de «aus prekären Lebens und Arbeitsbed­ingungen geführt». SVPNationa­lrat Andreas Glarner kritisiert die

Vorschläge: «Ein illegaler Zustand soll damit legalisier­t werden.» Das ziehe weitere Asylbewerb­er nach. Ähnlich sieht es CVPNationa­lrätin Elisabeth SchneiderS­chneiter: «Eine Lockerung würde falsche Anreize setzen.» Ein Ausweis für abgewiesen­e Asylbewerb­er gebe diesen etwa eine gewisse Legitimitä­t.

Eine andere Haltung hat SPNational­rätin Mattea Meyer. «Die Situation für Menschen, die kein Asyl bekommen, aber nicht ausgewiese­n werden können, ist unhaltbar.» Eine flexible Härtefallr­egelung sei «sehr wichtig». Attraktive­r werde die Schweiz dadurch nicht, aber: «Wir können das Leben der Betroffene­n verbessern, die unter unwürdigen Bedingunge­n leben.»

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KEYSTONE Die abgewiesen­en Asylsuchen­den werden in den ihnen zugeteilte­n Unterkünft­en kontrollie­rt.

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