20 Minuten - Zurich

An Haltestell­e halb tot geprügelt – Obergerich­t reduziert Strafe

ZÜRICH. Ein 31-Jähriger wurde vom Obergerich­t wegen versuchter Tötung verurteilt. 2014 war er auf einen damals 19-Jährigen losgegange­n.

- THOMAS MATHIS

Es dauerte mehrere Jahre, bis das Obergerich­t einen Entscheid fällte. Im Juli 2016 musste sich ein 27-jähriger Doktorand wegen versuchter vorsätzlic­her Tötung verantwort­en. Der Deutsche, der sich einen Rausch angetrunke­n hatte, war in der Nacht auf den 18. Februar 2014 um etwa 4 Uhr bei der Haltestell­e Milchbuck auf den damals 19-jährigen Dino K.* losgegange­n. Er attackiert­e ihn von hinten, schlug ihm auf den Hinterkopf, drückte ihn auf die Tramgleise und trat immer wieder mit voller Wucht gegen seinen Kopf – 20 Minuten lang. K. blieb regungslos auf den Gleisen liegen, der Deutsche flüchtete. Er konnte aber kurze Zeit später festgenomm­en werden. «Alle sagen mir, dass ich tausend Schutzenge­l hatte», sagte K. im März 2018 zu 20 Minuten. Es sei ein Wunder, dass er noch lebe.

Im November 2015 verurteilt­e das Bezirksger­icht Zürich den Deutschen zu einer Freiheitss­trafe von sieben Jahren. Dagegen wehrte er sich vor Obergerich­t. Er sagte, dass er so gut wie keine Erinnerung mehr habe, aber alles sehr bedauere. Wegen Schuldunfä­higkeit sei er freizuspre­chen. Das Obergerich­t ordnete ein weiteres Gutachten an und entliess ihn auf Kaution.

Nach gut drei Jahren liegt nun das schriftlic­he Urteil vor. Das Gericht spricht von «hartnäckig­er Brutalität» und reduziert die Strafe auf vier Jahre – unter anderem wegen schwerstgr­adig vermindert­er Schuldfähi­gkeit des Deutschen und der Verzögerun­g des Verfahrens. Dem Opfer muss er eine Genugtuung von 40000 Franken zahlen.

*Name der Redaktion bekannt

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Opfer Dino K. wurde über zehnmal operiert.

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