Instagrammerin Diaz wird übel beschimpft
ZÜRICH. Morena Diaz hat öffentlich gemacht, dass sie vergewaltigt wurde. Jetzt erzählt auch Bloggerin Mabelle Solano ihre Geschichte.
Mabelle, Sie wurden als 13-Jährige vergewaltigt und haben Ihre Geschichte wie Morena auf Instagram gepostet. Warum?
Ich wollte mit einem Post Ende November anderen Opfern zeigen: Ihr seid nicht allein. Dass Morena mit ihrer grossen Reichweite nun auch auf ihr Schicksal aufmerksam macht, finde ich extrem wichtig.
Was haben Sie erlebt?
In der Schule lauerte mir ständig ein 14-jähriger Kollege auf. Trotz Beschwerde unternahm die Schule nichts. Einmal auf dem Heimweg passte er mich ab und nötigte mich, mitzukommen. Er packte mich und hielt mir den Mund zu. Er war zu stark, ich konnte mich nicht wehren. Er sagte: «Wenn du das jemandem sagst, bringe ich dich um.»
Was passierte danach?
Ich hatte mich an Scherben, die auf dem Boden lagen, geschnitten. Ich war voller Blut und stand unter Schock. Mit meiner Mutter erstattete ich am selben Abend Anzeige.
Wie hoch war die Strafe?
Weil er erst 14 war, musste er nur zwölf Sozialstunden leisten. Ich fühlte mich verarscht. Für das, was er mir angetan hat, sollte er doch mindestens eine Freiheitsstrafe erhalten. Das muss sich ändern.
Was sollte sich noch ändern?
Im Sexualunterricht sollte auf das Thema sexueller Missbrauch eingegangen werden.
Was fühlen Sie heute gegenüber dem Täter?
Nach der Vergewaltigung natürlich wahnsinnige Wut und Hass. Der Hass ist heute nicht mehr präsent.
Warum?
Ich habe getan, was ich konnte und ihn angezeigt – ich habe überlebt. Ich konzentriere mich heute auf die positiven Dinge und versuche genauso wie Morena, anderen Opfern Mut zu machen – denn es geht nicht darum, dem Täter eins auszuwischen, sondern die Opfer in ihrer Trauer und der Verarbeitungsphase aufzufangen. Zu zeigen, dass man nach einer solchen Situation trotzdem noch – glücklich – leben kann, auch wenn es am Anfang schwerfällt. Mabelle Solano ist eine Beauty-, Fashion- und Lifestyle-Bloggerin aus Solothurn.