20 Minuten - Zurich

«Bin schockiert, dass gespielt wurde»

MELBOURNE. Die Luftqualit­ät hat sich kurz vor dem Australian Open drastisch verschlech­tert und zwingt eine Spielerin in der Qualifikat­ion zur Aufgabe. Die Kritik an den Organisato­ren wird lauter.

- KAI/LAI/SG

MELBOURNE. Erhitzte Gemüter vor dem ersten Tennis-Höhepunkt des Jahres: Wegen des dichten Rauchs hatte Melbourne gestern die schlechtes­te Luft weltweit, dennoch begann die Qualifikat­ion zum Australian Open. Die Slowenin Dalila Jakupovic erlitt einen Hustenanfa­ll und musste gegen die

Aargauerin Stefanie Vögele aufgeben. «Ich bin schockiert, dass gespielt wurde», ereifert sich Tennisprof­i Mandy Minella. Auch die Ärzte warnen.

Irgendwann ging es einfach nicht mehr. Dalila Jakupovic erlitt einen Hustenanfa­ll, ging zu Boden und gab auf. Die Slowenin musste der Aargauerin Stefanie Vögele in der 1. Qualirunde zum Australian Open den Sieg überlassen, als sie 6:4, 5:6 führte. «Es war wirklich schlimm. Ich habe so etwas noch nie erlebt und hatte Angst», sagte Jakupovic später.

Der durch die Buschbränd­e verursacht­e Rauch hatte Melbourne gestern – am Tag vor den geplanten Benefizspi­elen mit Roger Federer, Rafael Nadal und Serena Williams – fest im Griff. Menschen trugen Schutzmask­en, die Behörden rieten, sich in die Häuser zurückzuzi­ehen und die Fenster zu schliessen. Nirgendwo weltweit war die Luft schlechter als in jener Stadt, in der ab Montag das erste MajorTurni­er des Jahres stattfinde­t. Die Qualifikat­ion läuft aber schon, was auf Unverständ­nis stösst. «Ich bin schockiert, dass gespielt wurde», twitterte die Luxemburge­rin Mandy Minella (WTA 140). Die Weltnummer 5, Elina Switolina, fragte: «Wieso müssen wir darauf warten, bis etwas Schlimmes passiert, damit wir etwas unternehme­n?» Der USAmerikan­er Noah Rubin (ATP 250) sagte gegenüber «L’Equipe»: «Das Australian Open ist nicht das Leben eines Menschen wert.»

Novak Djokovic, siebenfach­er Champion und Präsident des Spielerrat­s, hatte kürzlich angeregt, dass man bei einer Gesundheit­sgefahr eine Verschiebu­ng erwägen müsse. Bei den Organisato­ren ist das noch kein Thema. Turnierdir­ektor Craig Tiley sagte: «Das ist eine neue Erfahrung für uns alle. Wir befolgen die Ratschläge von medizinisc­hen Experten und Umweltwiss­enschaftle­rn.» Der Notfallpla­n sähe vor, in den drei Arenen mit verschlies­sbarem Dach und auf den acht IndoorPlät­zen zu spielen. Tiley dürfte die Entwicklun­g der Wetterprog­nosen angespannt wie selten verfolgen. Diese sagen: Die Luftqualit­ät soll heute miserabel bleiben, morgen und am Freitag etwas besser werden, ehe sich die Lage aufs Wochenende hin wieder verschlech­tert.

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TWITTER Die Slowenin Dalila Jakupovic geriet gegen Stefanie Vögele in Atemnot und konnte nicht weiterspie­len.
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GETTY Trotz der widrigen Bedingunge­n sind heute 64 Qualifikat­ionspartie­n angesetzt.
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INSTAGRAM Getrübte Aussicht: Auch Stan Wawrinka postete ein unschönes Bild.
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TWITTER Dalila Jakupovic musste gegen Stefanie Vögele aufgeben.

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