«Bin schockiert, dass gespielt wurde»
MELBOURNE. Die Luftqualität hat sich kurz vor dem Australian Open drastisch verschlechtert und zwingt eine Spielerin in der Qualifikation zur Aufgabe. Die Kritik an den Organisatoren wird lauter.
MELBOURNE. Erhitzte Gemüter vor dem ersten Tennis-Höhepunkt des Jahres: Wegen des dichten Rauchs hatte Melbourne gestern die schlechteste Luft weltweit, dennoch begann die Qualifikation zum Australian Open. Die Slowenin Dalila Jakupovic erlitt einen Hustenanfall und musste gegen die
Aargauerin Stefanie Vögele aufgeben. «Ich bin schockiert, dass gespielt wurde», ereifert sich Tennisprofi Mandy Minella. Auch die Ärzte warnen.
Irgendwann ging es einfach nicht mehr. Dalila Jakupovic erlitt einen Hustenanfall, ging zu Boden und gab auf. Die Slowenin musste der Aargauerin Stefanie Vögele in der 1. Qualirunde zum Australian Open den Sieg überlassen, als sie 6:4, 5:6 führte. «Es war wirklich schlimm. Ich habe so etwas noch nie erlebt und hatte Angst», sagte Jakupovic später.
Der durch die Buschbrände verursachte Rauch hatte Melbourne gestern – am Tag vor den geplanten Benefizspielen mit Roger Federer, Rafael Nadal und Serena Williams – fest im Griff. Menschen trugen Schutzmasken, die Behörden rieten, sich in die Häuser zurückzuziehen und die Fenster zu schliessen. Nirgendwo weltweit war die Luft schlechter als in jener Stadt, in der ab Montag das erste MajorTurnier des Jahres stattfindet. Die Qualifikation läuft aber schon, was auf Unverständnis stösst. «Ich bin schockiert, dass gespielt wurde», twitterte die Luxemburgerin Mandy Minella (WTA 140). Die Weltnummer 5, Elina Switolina, fragte: «Wieso müssen wir darauf warten, bis etwas Schlimmes passiert, damit wir etwas unternehmen?» Der USAmerikaner Noah Rubin (ATP 250) sagte gegenüber «L’Equipe»: «Das Australian Open ist nicht das Leben eines Menschen wert.»
Novak Djokovic, siebenfacher Champion und Präsident des Spielerrats, hatte kürzlich angeregt, dass man bei einer Gesundheitsgefahr eine Verschiebung erwägen müsse. Bei den Organisatoren ist das noch kein Thema. Turnierdirektor Craig Tiley sagte: «Das ist eine neue Erfahrung für uns alle. Wir befolgen die Ratschläge von medizinischen Experten und Umweltwissenschaftlern.» Der Notfallplan sähe vor, in den drei Arenen mit verschliessbarem Dach und auf den acht IndoorPlätzen zu spielen. Tiley dürfte die Entwicklung der Wetterprognosen angespannt wie selten verfolgen. Diese sagen: Die Luftqualität soll heute miserabel bleiben, morgen und am Freitag etwas besser werden, ehe sich die Lage aufs Wochenende hin wieder verschlechtert.