Volk dürfte auch Ehe für alle durchwinken
BERN. Nach dem Ja zum Homo-Artikel drängen Schweizer LGBTQVertreter auf die Öffnung der Ehe.
BERN. Das Ja zum Anti-Diskriminierungsgesetz war gestern deutlich: 63 Prozent befürworten die Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm. «Das gibt uns Schwung für die Ehe für alle», sagt LGBTQ-Vertreterin Anna Rosenwasser. Und auch die 20-Minuten-Nachbefragung zeigt, dass die Homo-Ehe beste Chancen auf ein Ja hat – Samenspende für lesbische Paare inklusive.
63 Prozent sagten gestern Ja zum Gesetz, das die Diskriminierung von Homosexuellen explizit unter Strafe stellt. Die LGBTQVerbände jubeln – doch sie wollen mehr. So forderten sie schon kurz nach der Abstimmung, auch bei der HomoEhe Gas zu geben. «Das Resultat gibt uns Schwung», sagt Anna Rosenwasser von der Lesbenorganisation Los.
Das Geschäft kommt schon im Frühling ins Parlament. Heute können gleichgeschlechtliche Paare ihre Partnerschaft eintragen lassen. Die Ehe brächte ihnen unter anderem das Recht, Kinder zu adoptieren. Umstritten ist, ob lesbische Paare zugleich den Zugang zur Samenspende erhalten sollen. Diese ist hierzulande für heterosexuelle Ehepaare legal, wenn diese keine Kinder bekommen können. Für Rosenwasser ist klar: «Ohne den Zugang zur Samenspende ist es nur eine Partnerschaft Plus, aber keine Ehe.»
Ihre Forderung hat gute Chancen: Derzeit sprechen sich laut der 20MinutenNachbefragung von LeeWas 61 Prozent für die Ehe mit einem vollen Adoptionsrecht aus, 36 Prozent dagegen, während 3 Prozent keine Meinung kundtun. Vor allem bei den Jüngeren ist die Zustimmung hoch. Auch der Zugang zur Samenspende hat laut der Umfrage mit 10 317 Teilnehmern gute Karten: 58 Prozent sprechen sich dafür aus.
Weil die EDU bereits mit dem Referendum droht, dürfte wiederum das Volk das letzte Wort haben. SVPMitglied Anian Liebrand, der die NeinKampagne gegen den HomoArtikel koordiniert hat, rechnet mit einem schwierigen Kampf: «Der Zeitgeist spricht gegen uns.» Trotzdem bleibe er seiner Position treu: «Der Staat soll ein traditionelles Familienbild pflegen.» Das vertrage sich nicht mit der Ehe für alle und dem Zugang zur Samenspende für lesbische Paare.