So gefährlich ist der neue IS-Chef al-Salbi
BAGDAD. Lange war unklar, wer der Nachfolger des getöteten IS-Chefs alBaghdadi ist. Jetzt haben Geheimdienste mehr über ihn herausgefunden.
Als sich IS-Chef Abu Bakr alBaghdadi letzten Oktober mit seinen Kindern in der syrischen Provinz Idlib während eines Angriffs nahe der türkischen Grenze in die Luft gesprengt hatte, präsentierte die Terrororganisation fast umgehend einen neuen «Kalifen»: Abu Ibrahim al-Hashimi al-Kuraishi. Erst Monate später fanden Nachrichtendienste heraus, dass der echte Name des neuen IS-Chefs Amir Mohammed Abdul Rahman al-Mawli al-Salbi lautet.
Der Mann, dessen Alter unbekannt ist, stammt aus dem irakischen Tall Afar und gehört der ethnischen Gruppe der Turkmenen an. Er hat mindestens einen Sohn. Der Bruder des neuen IS-Chefs lebt mittlerweile in der Türkei und ist Repräsentant der Partei Irakische Turkmenenfront. Bis zu al-Salbis Ernennung standen die beiden regelmässig in Kontakt.
Innerhalb des IS gilt al-Salbi als populär. Zum einen, weil er einer der wenigen Überlebenden des alten irakischen IS-Führungszirkels ist, zum anderen, weil ihn Baghdadi selbst zum Nachfolger erkoren hatte. Al-Salbi, der Theologie studiert hat, legitimierte die Massaker und Versklavung der Jesiden. Er trägt Übernamen wie «der Professor» oder «der Zerstörer» und gilt als brutaler Ideologe und Entscheidungsträger. Ab 2014 soll er zunehmend Militäroperationen des IS geleitet haben. Erfolglos setzten die USA Mitte 2019 ein Kopfgeld von 5 Millionen Dollar auf ihn aus. Es wird angenommen, dass er bis heute in der Region um Mosul lebt und daran ist, eine neue Generation von IS-Anführern aufzubauen. Offenbar mit Erfolg: Kurz nach seiner Ernennung schworen Anhänger von IS-Ablegern in Syrien, Jemen, Pakistan, Afghanistan und anderen Ländern dem neuen «Kalifen» die Treue.