Von St. Gallen nach Soweto: Zinnbauer auf Erfolgswelle
JOHANNESBURG. Von 2015 bis 2017 war der Deutsche Trainer des FC St. Gallen. Dann wurde er entlassen und war arbeitslos. Bis er einen abenteuerlichen Job annahm.
Die Serie steht. Seit Joe Zinnbauer im Dezember die Orlando Pirates in Südafrika trainiert, haben sie in acht Spielen nicht mehr verloren. «Das ist nicht allein mein Verdienst», sagt er bescheiden mit Hinweis auf seine Mitarbeiter beim Johannesburger Traditionsclub, «die haben sich sofort in meine taktischen Vorstellungen eingearbeitet und das ins Team mit reingebracht.» Der Club kletterte von Platz sechs auf Rang zwei. Er hat Tuchfühlung zum ebenfalls in Soweto ansässigen Kultclub Kaizer Chiefs, den mit Ernst Middendorp ebenfalls ein Deutscher trainiert.
Zinnbauers erklärtes Ziel ist es, bei den Piraten langfristig etwas aufzubauen. «Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht; das ist natürlich umso schöner für mich – das gibt ein bisschen Schub von hinten.» Doch das Umfeld werde nun hungrig nach Titeln, sagt er, während seine Spieler in der Mittagspause im Clubraum den Ghettoblaster aufdrehen und ausgelassen tanzen. Ihr Coach könne das auch, sagen sie anerkennend – und kämpfen noch immer ein wenig mit der korrekten Aussprache seines Namens. Zinnbauer, der bis zum Umzug seiner noch in Hamburg weilenden Familie Mitte März in einem Apartmenthotel wohnt, lächelt und schwärmt von seinen Spielern und auch den begeisterungsfähigen Fans: «Hier herrscht ein gesunder Wettstreit, aber kein Wettkampf; das ist eine fantastische Stimmung beim Spiel, da bekommt man Gänsehaut.»
Die Verpflichtung Zinnbauers war im Umfeld der
Pirates zunächst auf viel Skepsis gestossen. Diese ist aber längst der Begeisterung gewichen.