«Und nachher gehen wir im Spital Leute anstecken?»
LUZERN. Die Armee widerspricht der Kritik von Soldaten, die Regeln gegen das Virus würden verletzt.
In der Schweizer Armee gibts über 130 Corona-Patienten. Dennoch werde nicht alles getan, um das Virus einzudämmen, so Armeeangehörige, die sich an 20 Minuten gewandt haben. «Desinfektionsmittel gabs nicht, und in zwei Tagen haben wir nur eine Schutzmaske erhalten», so ein Soldat, der als Sanitäter im Einsatz ist und anonym bleiben will. Oft werde die 2-Meter-Regel nicht eingehalten. Seine Truppe habe trotz eines bestätigten Corona-Falls eine fast sechsstündige Reise von der Westschweiz ins Tessin antreten müssen: Auch bei dieser seien sie nah beieinander gewesen. Er habe sich gewundert: «Und nachher gehen wir im Spital Leute anstecken?», habe er sich gefragt. Ein anderer Soldat äussert ebenfalls Kritik: Die Kompanie habe trotz Abstandsregel unter Zeitdruck eine Materialkontrolle absolvieren müssen. «Wir werden angeschrien, wir müssten zwei Meter Abstand haben, und dann führt man mit so vielen Rekruten auf einem so kleinen Platz diese Kontrolle durch.» Social Distancing sei nicht möglich. Auch er will anonym bleiben.
Armeesprecher Daniel Reist widerspricht der Kritik. Zu den Materialkontrollen sagt er, die gehörten auch jetzt zum Dienst. «Die Abstandsregel kann auch bei dieser Tätigkeit eingehalten werden, das ist eine Frage der Disziplin.» Und Desinfektionsmittel sowie Schutzmasken habe die Armee «definitiv genug», so Reist weiter. Allerdings würden diese funktionsabhängig abgegeben. Reist betont, dass die Armee bei bestätigten Corona-Fällen in ihren Reihen die Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) strikt befolge. Wenn die Richtlinien des BAG eingehalten werden, können Soldaten auch eine Zugreise unternehmen, so Reist zur Kritik des Sanitätssoldaten.