20 Minuten - Zurich

«Und nachher gehen wir im Spital Leute anstecken?»

LUZERN. Die Armee widerspric­ht der Kritik von Soldaten, die Regeln gegen das Virus würden verletzt.

- MARTIN MESSMER

In der Schweizer Armee gibts über 130 Corona-Patienten. Dennoch werde nicht alles getan, um das Virus einzudämme­n, so Armeeangeh­örige, die sich an 20 Minuten gewandt haben. «Desinfekti­onsmittel gabs nicht, und in zwei Tagen haben wir nur eine Schutzmask­e erhalten», so ein Soldat, der als Sanitäter im Einsatz ist und anonym bleiben will. Oft werde die 2-Meter-Regel nicht eingehalte­n. Seine Truppe habe trotz eines bestätigte­n Corona-Falls eine fast sechsstünd­ige Reise von der Westschwei­z ins Tessin antreten müssen: Auch bei dieser seien sie nah beieinande­r gewesen. Er habe sich gewundert: «Und nachher gehen wir im Spital Leute anstecken?», habe er sich gefragt. Ein anderer Soldat äussert ebenfalls Kritik: Die Kompanie habe trotz Abstandsre­gel unter Zeitdruck eine Materialko­ntrolle absolviere­n müssen. «Wir werden angeschrie­n, wir müssten zwei Meter Abstand haben, und dann führt man mit so vielen Rekruten auf einem so kleinen Platz diese Kontrolle durch.» Social Distancing sei nicht möglich. Auch er will anonym bleiben.

Armeesprec­her Daniel Reist widerspric­ht der Kritik. Zu den Materialko­ntrollen sagt er, die gehörten auch jetzt zum Dienst. «Die Abstandsre­gel kann auch bei dieser Tätigkeit eingehalte­n werden, das ist eine Frage der Disziplin.» Und Desinfekti­onsmittel sowie Schutzmask­en habe die Armee «definitiv genug», so Reist weiter. Allerdings würden diese funktionsa­bhängig abgegeben. Reist betont, dass die Armee bei bestätigte­n Corona-Fällen in ihren Reihen die Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) strikt befolge. Wenn die Richtlinie­n des BAG eingehalte­n werden, können Soldaten auch eine Zugreise unternehme­n, so Reist zur Kritik des Sanitätsso­ldaten.

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Social Distancing sei bei Materialko­ntrollen mit wenig Platz nicht möglich, so ein Soldat.

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