Eltern wollen Kinder nicht in Schule lassen
ZÜRICH. In drei Wochen sollen die Kinder wieder die Schulbank drücken. Es regt sich Widerstand von Eltern, Lehrern und einem Medizinprofessor.
Weil Kinder kaum je ernsthaft am Coronavirus erkranken und keine bedeutenden Treiber der Infektion seien, sollen die Schulen am 11. Mai den Unterricht wieder aufnehmen – so will es der Bundesrat. Nicht alle teilen diese Risikoeinschätzung der Regierung. «Ich finde es viel zu früh, ich mache mir Sorgen», meint zum Beispiel Chiara Cellarius. Die selbstständige Fotografin und zweifache Mutter leidet an einer Autoimmunerkrankung. Auch deshalb hofft sie, dass der Entscheid revidiert wird. Vorsichtshalber hat sie bereits die Schulleitung angeschrieben und angekündigt, dass sie sich andernfalls vorbehält, ihre Tochter zu Hause zu behalten. «Selbst wenn wieder Schulpflicht herrscht – es ist immer noch unser Leben, unser Kind, und wir entscheiden!» Auch Adriano Aguzzi, Direktor des Instituts für Neuropathologie am Unispital Zürich, der zum Coronavirus forscht, kritisiert die Wiederaufnahme des
Unterrichts: «Egal, was Koch sagt, ich habe nicht vor, meine Kinder in die Schule gehen zu lassen.»
Peter Hofmann von der Fachstelle Schulrecht versteht die Sorgen der Eltern. Trotzdem stellt der Jurist klar: «Wenn der Unterricht wieder aufgenommen wird, tritt auch die Schulpflicht wieder in Kraft. Eltern, die ihre Kinder dann zu Hause behalten, können gemahnt oder gebüsst werden.» Die Höhe der Bussen falle kantonal sehr unterschiedlich aus. «Mir sind Bussen von wenigen Franken bis über 1000 Franken bekannt.»
Dagmar Rösler, Präsidentin des Deutschschweizer Lehrerdachverbands, findet es wichtig, dass die Öffnungen der Schulen nach nationalen Richtlinien erfolgen. «In den nächsten Wochen werden Begleitund Schutzmassnahmen erarbeitet, wie unterrichtet werden kann, ohne Risikogruppen zu gefährden.»