Schmerzmittel spielen im Fussball grosse Rolle
MÜNCHEN. Eine ARD-Doku zeigt, welch grosse Rolle Schmerzmittel im deutschen Fussball spielen. Sogar bei den Amateuren.
KONTROVERS Darüber gesprochen wird wenig bis nie. Denn: Es ist normal. Vor dem Training, vor dem Spiel, morgens, mittags, abends. An die Folgen denkt keiner. Es gibt nur ein Ziel: am Samstag auf dem Platz stehen. Die gestern Abend ausgestrahlte ARD-Dokumentation «Hau rein die Pille» zeigt auf, wie verbreitet Schmerzmittel im deutschen Fussball sind.
«Es ist kein Thema, dass man es nicht macht», sagt Jonas Hummels, Bruder von Dortmund-Verteidiger Mats.
Neven Subotic, zweifacher Meister mit dem BVB und derzeit bei Union Berlin angestellt, sagt: «Ibuprofen wird verteilt wie Smarties.» Schmerzen betäuben, Entzündungen bekämpfen, Hauptsache, der Spieler ist einsatzbereit. «Du kannst mir neunmal sagen: Du nimmst zu viel Schmerzmittel, lass es! Ich höre neunmal weg», sagt Jonas Hummels, der bis 2016 in der 3. Liga in Unterhaching spielte.
Toni Graf-Baumann prangert seit Jahren diesen Missbrauch an, zu dem auch die vorbeugende Einnahme von Mitteln zählt. «Da läufst du gegen Mauern», sagt der ExBerater der Fifa, der auch Mitglied der Anti-Doping-Kommission des DFB ist. «Da spielen Geld, Sponsoren, Gehälter und auch Medien eine viel grössere Rolle für die Sportverbände als die medizinische Vernunft.»
Diese Schmerzmittel sind aber nicht nur verbreitet, wo viel Geld fliesst. Von 1142 befragten Amateuren nahmen 47 Prozent mehrmals pro Saison Schmerzmittel. 21 Prozent nahmen sie einmal pro Monat oder öfter.