Noemi ist seit 2 Jahren auf Lehrstellensuche
BERN. Noemi sucht verzweifelt nach einer Lehrstelle in der Pflege. Dass es nicht klappt, führt sie auch auf ein Zeugnis aus der Realschule zurück.
«Ich suche seit dem Ende der Realschule nach einer Lehrstelle, habe viele Bewerbungen geschrieben. Ich möchte in die Pflege, bekomme aber nirgends eine Chance», sagt die 17-jährige Noemi. Die Absagen führt sie unter anderem auf ihre Zeugnisse aus der 7. Klasse zurück. Neben schlechten Noten kommentierte der Klassenlehrer die Leistungen schriftlich. So schrieb er etwa: «Fähigkeiten und Begabungen wären durchaus vorhanden. Du bist aber für jegliche Anstrengungen zu bequem.» Oder: «Du könntest mehr, wenn du dich nur geringfügig mehr anstrengen würdest.» Noemi sagt, das Zeugnis mache die potenziellen Arbeitgeber glauben, dass sie faul sei, obwohl die Noten nach einem Umzug besser geworden seien. Noemi ist nahe Neapel in Italien aufgewachsen. «Dort war ich Klassenbeste.» Später kam die Mutter mit ihr in die Schweiz. Der Start sei schwierig gewesen. «Ich konnte nicht so gut Deutsch, auch meine Mutter nicht, in der Klasse wurde ich nicht akzeptiert», sagt Noemi.
Die Schulleiterin von Noemis ehemaliger Schule sagt gegenüber 20 Minuten zur Frage, ob die Bemerkungen im Zeugnis angebracht seien: «Die Beurteilung des Arbeitsund Lernverhaltens sagt für die Lehrstellensuche
weit mehr aus als summative Beurteilungen in Form von Noten.» Die Schule hält fest, dass der Lernbericht der 7. Klasse für die Lehrstellensuche nicht verwendet werde: «Die Lehrpersonen überlegen sich immer sehr genau, wie ein Beurteilungsbericht verfasst wird. Die Lehrperson hat der Schülerin mit diesem Lernbericht nicht die Zukunft verbaut.»