«Pornosucht ist nichts Lustiges»
ZÜRICH. Wer seinen Pornokonsum nicht kontrollieren kann, hat ein Problem. Andrea Burri erklärt die Folgen.
Ich habe immer mehr Patienten, die wegen Pornosucht zu mir kommen. Sie haben ihren Konsum nicht mehr im Griff, vernachlässigen Freunde, Familie, Beruf und andere Aktivi
und rutschen womöglich in finanzielle Probleme. Viele Männer – Frauen sind davon kaum betroffen – leiden darunter extrem.
Dank der ständigen OnlineVerfügbarkeit ist die Gefahr, pornosüchtig zu werden, viel grösser als früher. Doch das Suchtpotenzial ist nur ein Aspekt: Es gibt Studien, die zeigen, dass Menschen, die vermehrt gewalttätige Pornos konsumieren, auch selbst zu erhöhter sexueller Gewalt neigen. Während diese bei Männern eher körperlich-sexueller
Natur ist, sollen Frauen eher zu verbaler sexueller Gewalt neigen.
Eine weitere negative Auswirkung ist die veränderte Sicht auf das eigene Sexualleben. Exzessitäten ver Pornokonsum verändert nämlich auch die Art und Weise, in der man Sex hat. Viele Frauen und Männer imitieren im eigenen Bett das, was sie in Pornos gesehen haben. Dabei spiegeln die gezeigten Sexualpraktiken, Bewegungen, Dialoge oder Stöhngeräusche für viele überhaupt nicht, was sie sich selbst vorstellen oder was ihr Partner an Wünschen äussert. Viele von uns orientieren sich viel zu sehr an Pornos.
Dabei gilt: Lasst euch von Pornos inspirieren, nutzt sie als Ventil – versucht aber, eure eigenen Bedürfnisse und das Mass im Auge zu behalten.
Dr. Andrea Burri ist Leiterin des Institute for Sex Counselling and Sexual Sciences.