20 Minuten - Zurich

«Pornosucht ist nichts Lustiges»

ZÜRICH. Wer seinen Pornokonsu­m nicht kontrollie­ren kann, hat ein Problem. Andrea Burri erklärt die Folgen.

- ANDREA BURRI

Ich habe immer mehr Patienten, die wegen Pornosucht zu mir kommen. Sie haben ihren Konsum nicht mehr im Griff, vernachläs­sigen Freunde, Familie, Beruf und andere Aktivi

und rutschen womöglich in finanziell­e Probleme. Viele Männer – Frauen sind davon kaum betroffen – leiden darunter extrem.

Dank der ständigen OnlineVerf­ügbarkeit ist die Gefahr, pornosücht­ig zu werden, viel grösser als früher. Doch das Suchtpoten­zial ist nur ein Aspekt: Es gibt Studien, die zeigen, dass Menschen, die vermehrt gewalttäti­ge Pornos konsumiere­n, auch selbst zu erhöhter sexueller Gewalt neigen. Während diese bei Männern eher körperlich-sexueller

Natur ist, sollen Frauen eher zu verbaler sexueller Gewalt neigen.

Eine weitere negative Auswirkung ist die veränderte Sicht auf das eigene Sexuallebe­n. Exzessität­en ver Pornokonsu­m verändert nämlich auch die Art und Weise, in der man Sex hat. Viele Frauen und Männer imitieren im eigenen Bett das, was sie in Pornos gesehen haben. Dabei spiegeln die gezeigten Sexualprak­tiken, Bewegungen, Dialoge oder Stöhngeräu­sche für viele überhaupt nicht, was sie sich selbst vorstellen oder was ihr Partner an Wünschen äussert. Viele von uns orientiere­n sich viel zu sehr an Pornos.

Dabei gilt: Lasst euch von Pornos inspiriere­n, nutzt sie als Ventil – versucht aber, eure eigenen Bedürfniss­e und das Mass im Auge zu behalten.

Dr. Andrea Burri ist Leiterin des Institute for Sex Counsellin­g and Sexual Sciences.

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