«Ich sagte Nein, doch er machte einfach weiter»
ZÜRICH. L.* (21) lässt nach dem Ausgang einen Arbeitskollegen bei ihr übernachten. Am nächsten Morgen liegt sie halb nackt im Bett. Sie kann sich nur mit Mühe erinnern.
«Ich war im Ausgang, als meine Begleitung meinte, sie wolle nach Hause. Gleichzeitig schrieb mir eine Freundin, dass ein gemeinsamer Arbeitskollege auf dem Weg in den Club sei. Ich blieb also und traf dort auf ihn. Es war das erste Mal, dass wir ausserhalb der Arbeit zusammen etwas unternommen haben. Er ist einige Jahre älter als ich. Später machte ich mich allein auf den Heimweg. Da rief mich der Arbeitskollege an und sagte, er habe uns noch etwas zum Essen gekauft. Ich sagte, ich wolle nach Hause, aber wir könnten bei mir noch etwas essen. Als wir mit dem Essen fertig waren, fragte er, ob er bei mir schlafen dürfe. Ich sagte zuerst Nein. Er meinte dann, dass er früh aufstehen müsse und er sich nur zwei Stunden hinlegen wolle. Also stimmte ich zu.
Er legte sich auf mein Bett und ich legte mich mit einigem Abstand neben ihn. Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich komisch. Mir fiel auf, dass ich nur noch ein Shirt trug, meine Pyjamahose war weg. Auf dem WC merkte ich, dass mein Tampon in mir drin verschwunden war. Mit Mühe brachte ich ihn raus. Plötzlich kamen Erinnerungsfetzen hoch. Ich erinnerte mich, wie ich immer wieder Nein sagte. Aber ich konnte mich einfach nicht wehren. Mir fehlte die Kraft. Zurück im Zimmer sprach ich ihn darauf an. Er winkte ab, behauptete, ich hätte ihn geküsst und dann seien wir eingeschlafen. Daraufhin schmiss ich ihn raus.
Später fand ich meine Pyjamahose unter dem Bett. Sie war voll mit seinem Sperma. Ich wendete mich an die Opferberatungsstelle. Diese riet mir aber von einer Anzeige ab. Ihrer Erfahrung nach enden solche Aussage-gegen-Aussage-Fälle fast nie mit einer Verurteilung.»
*Name der Redaktion bekannt