3-Freunde-Regel soll Lockdown verhindern
BERN. Familie und Freunde sind CoronaAnsteckungsherde. Müssen wir bald genau wählen, wen wir treffen?
1172 neue Corona-Fälle meldete das BAG gestern. Damit steigen die Zahlen weiterhin deutlich an. Das Tessin schliesst alle Clubs, in der Romandie könnte bald ein Lockdown zum Thema werden. Freunde und Familie spielen bei den Ansteckungen
eine zentrale Rolle. Die Niederlande haben deshalb verfügt, dass jeder nur noch drei Freunde einladen darf. Auch Schweizer Epidemiologen finden, dass man soziale Kontakte jetzt auf sehr kleine Gruppen beschränken solle.
Viele Ansteckungen mit dem Coronavirus in der Schweiz passieren in der Familie, am Arbeitsplatz und bei privaten Feiern (siehe Box). Das ist auch in anderen Ländern so. Manche haben deshalb jüngst bei den privaten Treffen angesetzt: So hat die Niederlande Ende September die Weisung erlassen, dass ein Haushalt maximal drei zusätzliche Personen zu sich einladen darf.
Der Tessiner Infektiologe Christian Garzoni sagt: «Angesichts der steigenden Fallzahlen ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um ein Fest mit 30 oder mehr Freunden zu veranstalten. Freunde zu treffen ist gut und wichtig, aber es wäre sinnvoll, sich im Moment auf möglichst kleine Gruppen zu beschränken, um im Falle einer Infektion möglichst wenige Leute anzustecken oder in Quarantäne schicken zu müssen.» Die Epidemiologin Nicola Low unterstützt dieses Vorgehen: «Wenn an einem privaten Fest jemand infektiös war, muss man sich nicht 15 Minuten bei der Person aufhalten, um sich anzustecken.»
Ein Veranstaltungsverbot gibt es in der Schweiz derzeit nicht, private Anlässe mit bis zu 300 Leuten sind erlaubt. Ob das gut geht, wird sich laut Garzoni zeigen müssen: «Alle müssen mitmachen, um einen zweiten Lockdown zu verhindern.» Sollten die Fallzahlen weiter steigen und insbesondere die Spitäler sich wieder mit Corona-Patienten füllen, müsse der Bund wieder eingreifen: «Dann müssen wieder klare Regeln her, wie viele Personen sich noch treffen dürfen.» Womit dann plötzlich die Qual der Freunde-Wahl drohen würde.