20 Minuten - Zurich

Swisscom verschwieg nach Datenklau den Kunden die Risiken

ZÜRICH. Es seien «nicht besonders schützensw­erte Daten», betonte die Swisscom 2018 nach der grossen Panne. Nun zeigt sich, wie die Firma die Risiken gegenüber den Behörden beurteilte.

- SANDRO SPAETH

«Handel mit Kundenanga­ben im Darknet», «Vermehrte Werbeanruf­e», «Enttarnung von VIPs»: Das sind drei von elf aufgeliste­ten Gefahren für SwisscomKu­nden. Sie stammen aus einer bisher unter Verschluss gehaltenen Risikoanal­yse, die die Swisscom im Nachgang des 2018 bekannt gewordenen Datendiebs­tahls dem Eidgenössi­schen Datenschut­zbeauftrag­ten (EDÖB) liefern musste. Kriminelle hatten Ende 2017 die Zugriffsre­chte einer Partnerfir­ma genutzt und Name, Adresse, Telefonnum­mer und Geburtsdat­um von 800000 SwisscomKu­nden geklaut.

Als die Swisscom die Panne 2018 kommunizie­rte, versuchte sie zu beruhigen. Beim gestohlene­n Material handle es sich gemäss Datenschut­zgesetz um «nicht besonders schützensw­erte Daten». Es gehe um Daten, die man oftmals freiwillig in Telefonver­zeichnisse­n, in sozialen Medien oder bei Wettbewerb­en angebe.

Ganz so harmlos klang es bei der Swisscom intern nicht. In der auf Geheiss des Datenschut­zbeauftrag­ten Adrian Lobsiger erstellten Risikofolg­eAbschätzu­ng führt der Telecomrie­se eine Reihe von

Punkten auf. So heisst es unter dem Titel «vermehrte Werbeanruf­e»: «Es besteht das Risiko, dass die vom unberechti­gten Datenzugri­ff betroffene­n Personen mehr Werbeanruf­e erhalten.» Die Eintretens­wahrschein­lichkeit bezeichnet die Swisscom als hoch, das Schadenspo­tenzial als mittel.

Hohe Wahrschein­lichkeit und hohes Schadenspo­tenzial machte die Swisscom beim «SMS Phishing» aus. «Es besteht das Risiko, dass Betroffene­n personalis­ierte SMS zugesandt werden, um diese zu verleiten, eine schädigend­e Aktivität vorzunehme­n.» Und unter «Enttarnung von VIPs oder gefährdete­n Personen» hält die Swisscom fest, es bestehe das Risiko, dass Angaben von bekannten oder gefährdete­n Persönlich­keiten veröffentl­icht werden könnten. Eine Gefährdung an Leib und Leben könne nicht ausgeschlo­ssen werden.

Lobsiger geht heute davon aus, dass die beschriebe­nen Risiken grösstente­ils nicht eingetrete­n sind: «Die Swisscom und die 800000 Kunden hatten Glück.» Wichtig sei, dass man den Schutz dieser Art von Daten künftig ernster nehme.

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KEYSTONE Oben sind zwei von elf Gefahren aus der Risikoanal­yse zum Datendiebs­tahl aufgeliste­t.
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