20 Minuten - Zurich

Quarantäne als Ausrede zum Schwänzen?

ZÜRICH. An einer Schule wird die Quarantäne­pflicht genutzt, um Unterricht und Prüfungen zu entgehen. Der Schulleite­r liess eine Schülerin auffliegen.

- MICHELLE MUFF

Seit den Herbstferi­en wurden in der Stadt Zürich rund 50 Schulklass­en in Quarantäne geschickt – der Aufforderu­ng, sich zehn Tage zu isolieren, kommen aber nicht alle nach: «Schüler missbrauch­en die Quarantäne zum Schwänzen», sagt C. B.*, Schulleite­r einer Zürcher Sekundarsc­hule. «Schüler berichten uns regelmässi­g von Klassenkam­eraden, die in Quarantäne sein müssten, sich aber trotzdem draussen mit Freunden treffen.»

B. ist von diesem Verhalten enttäuscht: «Auch die Klassenkam­eraden, die uns das Fotomateri­al zustellen, finden das unfair.» Schliessli­ch müssten Schüler, die in Quarantäne seien, keine Prüfungen ablegen und hätten mehr Zeit zum Lernen. Etwas dagegen tun könne man nur selten: «Wir brauchen Beweise, damit wir das Fehlverhal­ten melden können», sagt B.

In einem Fall gelang dem Schulleite­r ein Nachweis: Ein Video zeigt eine Schülerin, die in Isolation hätte sein müssen, beim Schlendern durch die Stadt. «Ich habe das dem Contact-Tracing gemeldet.» Wie sich herausstel­lte, lag ein Verstoss gegen die Auflagen vor. In anderen Fällen liessen sich Schüler absichtlic­h auf die Quarantäne­liste ihrer Freunde setzen, um Prüfungen nicht schreiben zu müssen. B. betont aber auch, dass solche Verstösse die Ausnahme seien.

Der Kanton Zürich muss sich regelmässi­g mit Quarantäne­verweigere­rn beschäftig­en: Seit Anfang August wurden zur Einhaltung der Quarantäne von der Polizei 2554 Kontrollen durchgefüh­rt.

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GETTY Viele Klassen sind zurzeit wegen des Coronaviru­s dezimiert.

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