Quarantäne als Ausrede zum Schwänzen?
ZÜRICH. An einer Schule wird die Quarantänepflicht genutzt, um Unterricht und Prüfungen zu entgehen. Der Schulleiter liess eine Schülerin auffliegen.
Seit den Herbstferien wurden in der Stadt Zürich rund 50 Schulklassen in Quarantäne geschickt – der Aufforderung, sich zehn Tage zu isolieren, kommen aber nicht alle nach: «Schüler missbrauchen die Quarantäne zum Schwänzen», sagt C. B.*, Schulleiter einer Zürcher Sekundarschule. «Schüler berichten uns regelmässig von Klassenkameraden, die in Quarantäne sein müssten, sich aber trotzdem draussen mit Freunden treffen.»
B. ist von diesem Verhalten enttäuscht: «Auch die Klassenkameraden, die uns das Fotomaterial zustellen, finden das unfair.» Schliesslich müssten Schüler, die in Quarantäne seien, keine Prüfungen ablegen und hätten mehr Zeit zum Lernen. Etwas dagegen tun könne man nur selten: «Wir brauchen Beweise, damit wir das Fehlverhalten melden können», sagt B.
In einem Fall gelang dem Schulleiter ein Nachweis: Ein Video zeigt eine Schülerin, die in Isolation hätte sein müssen, beim Schlendern durch die Stadt. «Ich habe das dem Contact-Tracing gemeldet.» Wie sich herausstellte, lag ein Verstoss gegen die Auflagen vor. In anderen Fällen liessen sich Schüler absichtlich auf die Quarantäneliste ihrer Freunde setzen, um Prüfungen nicht schreiben zu müssen. B. betont aber auch, dass solche Verstösse die Ausnahme seien.
Der Kanton Zürich muss sich regelmässig mit Quarantäneverweigerern beschäftigen: Seit Anfang August wurden zur Einhaltung der Quarantäne von der Polizei 2554 Kontrollen durchgeführt.