«Arbeitest du heute auch im Homo-Office?»
ZÜRICH. Lars erzählt von drei Situationen an der Grenze zur Schwulenfeindlichkeit.
Ich merke, wie verunsichert meine Gesprächspartner sind, sobald mein «Schwulsein» Thema wird. Als ob ich jeden Moment mit dem Finger auf sie zeigen würde: «Erwischt – du elender Homophob!» Ich fühle mich aber nicht schnell angegriffen, wenn es ums Thema Homosexualität geht. Zumindest nicht, solange ich keine bösen Absichten bei meinem Gegenüber erkenne. Hier drei Situationen, in denen ich schwulenfeindliche Vibes empfangen habe.
Simon und ich arbeiten zusammen und sind gute Kumpels. Im Büro sitzen wir so, dass wir uns nicht sehen, aber hören können. Am Schluss eines Calls habe ich ihn sagen gehört: «Höhö und du, bist du morgen auch im Homo-Office?» Ich dachte zuerst, ich hätte mich verhört. Aber die Homo-Office-Witzelei ging weiter. Inzwischen hat sich das «Homo-Office» bei den jüngeren Männern in unserer Abteilung eingebürgert. Die haben zwar nichts gegen Schwule – aber doch fühle ich mich angegriffen. Als ich Simon gesagt habe, was ich davon halte, hat er sich sofort entschuldigt.
Aber auch Marie, eine Freundin meiner Mutter, ist schon richtig ins Fettnäpfchen getreten: «Ich habe ja immer schon gewusst, dass du schwul wirst. Schade, du bist ein Verlust für die Frauenwelt!» Das hat Marie zwar gut gemeint, aber ich bin doch kein «Verlust». Warum kann ich stattdessen nicht ein «Gewinn für die Männerwelt» sein? Ich fand die Aussage einfach total doof.
«Ich bin schwul, weil ich einen Mann will und nicht eine Tunte.» Das hat zwar noch keiner zu mir gesagt, aber beim Online-Daten schreiben mir Typen oft, dass sie «heterolike» mögen: Also wenn man einem Mann nicht anmerkt, dass er schwul ist. Hier versteckt sich die Homophobie hinter einer sexuellen Präferenz. Diese Form der Homophobie von Schwulen gegenüber anderen finde ich besonders brisant, weil sich in der Community alle akzeptiert fühlen sollten.