20 Minuten - Zurich

KVI abgelehnt – Linke attackiere­n Ständemehr

- LEH

BERN. Trotz knapper Mehrheit im Volk ist die Konzernver­antwortung­sinitiativ­e (KVI) abgelehnt worden – sie scheiterte am Ständemehr. Nun fordert Grünen-Nationalrä­tin Regula Rytz Reformen und bei den Juso heisst es: «Das Ständemehr gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.» FDPStänder­at Andrea Caroni hingegen sagt: «Das Ständemehr gehört zu unserer DNA.»

Herr Milic, 50,7% sagten Ja zur Konzernver­antwortung­sinitiativ­e, fürs Ständemehr reichte es aber klar nicht. Wieso?

Die Konfliktli­nie verlief zwar nicht exakt zwischen links und rechts. Aber die links-grün dominierte­n Städte und Kantone sagten grossmehrh­eitlich Ja, während die konservati­ven, kleineren Kantone im Grossen und Ganzen Nein sagten.

Was bedeutet der Umstand, dass die Initiative eine Volksmehrh­eit holte, aber am Ständemehr scheiterte?

Das wird erneut zur Diskussion darüber führen, wie zeitgemäss oder gerecht dieser Minderheit­enschutz des Ständemehr­s ist. Eine Reform bedarf einer Verfassung­srevision, und bei dieser braucht es wiederum ein Ständemehr. Eine Mehrheit der Stände müsste bereit sein, das Ständemehr abzuschaff­en. Das erscheint zurzeit unrealisti­sch.

Gibt es Reformvors­chläge oder alternativ­e Modelle?

Es wurden schon einige Reformvors­chläge gemacht. Im Wesentlich­en geht es dabei um eine stärkere Gewichtung der bevölkerun­gsstarken, urbanen Kantone. Davon würden logischerw­eise linke Vorlagen eher profitiere­n, denn die Linke ist genau in diesen Kantonen besonders stark. Nicht vergessen darf man, dass es Gründe gab, weshalb der Verfassung­sgeber dieses Ständemehr ursprüngli­ch einführte: Es ging darum, die unterlegen­en Sonderbund­skantone besser in den neuen Bundesstaa­t zu integriere­n. Das gelang. Aber zumindest eine Diskussion sollte möglich sein, inwieweit das Ständemehr heute noch seine Funktion erfüllt.

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UNI ZÜRICH Politologe Thomas Milic.

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